Informiert im Gesundheitswesen

Zuschläge in Apotheken – nach 21 Jahren so interessant wie zu Beginn

Im «Der Bund» vom 12. Dezember erschien ein Artikel unter dem Titel «Sind die Zuschläge der Apotheken gerechtfertigt?»

(Link zum Artikel).

 

Unglaublich aber wahr – auch 21 Jahre! nach der Einführung der LOA schafft es die Diskussion um die Abgeltung der Apotheken immer wieder in die Schlagzeilen. Schade, dass es auch renommierte Zeitungen und Journalisten in der Regel nicht schaffen, über dieses Thema differenziert zu berichten. Der Präsident des IFAK Verein, Dr. Claus Hysek, hat sich die Mühe genommen, einen Brief an die Redaktion des Bund zu schreiben. Gerne lassen wir auch unsere 3-min Leser an seinen Gedanken teilhaben und wie immer sind wir gespannt, ob es eine Reaktion auf das Schreiben geben wird.

 

 

 

Brief von Dr. Claus Hysek, Präsident IFAK Verein, Biel Zum Artikel von Bernhard Kislig «Sind die Zuschläge der Apotheken gerechtfertigt?» vom 12.12.2022

 

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Kislig

In Ihrem Artikel vom 12.12.2022 unter dem Titel «Sind die Zuschläge der Apotheken gerechtfertigt?» schreiben Sie über die Leistungsorientierte Abgeltung der Apotheken (LOA). Aus meiner Sicht sehr undifferenziert und schlecht recherchiert. Ich erlaube mir, Ihnen ein paar meiner Gedanken dazu, adaptiert auf die Medienbranche, zukommen zu lassen:

 

Frage: Warum soll ich für den Bund 579 CHF bezahlen? Schliesslich bekomme ich die «20 Minuten» gratis….

Fiktive Antwort der Redaktion des Bundes:  «Weil wir unter anderem Wirtschaftsredaktoren wie Herrn Bernhard Kislig haben, den müssen wir bezahlen der lebt in der Schweiz, da sind die Löhne halt hoch».

Frage: Warum braucht es denn einen Wirtschaftsredaktor?

Fiktive Antwort der Redaktion des Bundes:  «Unsere Wirtschaftsredaktoren machen Recherchen und versuchen den Lesern komplexe Wirtschaftszusammenhänge näher zu bringen. Das unterscheidet uns von den Gratiszeitungen, deshalb bezahlen Sie 579 CHF pro Jahr».

 

Aha! Dann ist der genannte Artikel genauso ein Artikel eines Wirtschaftsredaktors? Da zitieren Sie einen entrüsteten Leser, der sich über die Apothekenpauschalen erzürnt. Danach zitieren Sie den Verband pharmaSuisse, der sowieso Partei ist und die Abzocker Apotheker vertritt. Und schliesslich werden noch 71 Kommentare veröffentlicht, wo der Grundtenor ist: ich lebe in der Schweiz mit meinem Schweizer Lohn, habe mindestens ein Auto und ich kaufe meine Medikamente im Ausland, weil die mich nicht abzocken.

 

Wie wäre es, wenn ein bezahlter Wirtschaftsredaktor die Hintergründe und Entstehungsgeschichte der Pauschalen und der komplexen Preisfindung erläutern würde? Die Preise der Medikamente werden vom Staat festgelegt und die Pauschalen, welche seit 20 Jahren gleich sind, vom Bundesrat bewilligt. Warum steht das nicht drin in Ihrem Artikel? Im «Der Bund» für 579 CHF jährlich? Recherchiert und redigiert von einem bezahlten Wirtschaftsredaktor? Dann lese ich doch lieber die Gratiszeitung 20 Minuten.

 

Ich frage mich auch manchmal, warum ich auf der Gemeinde 20 CHF für eine Unterschriftenbeglaubigung bezahle, auf der Post sogar 30 CHF – die sind ja sowieso schon da. Oder warum ich bei einer Grundstücküberschreibung so viel Geld für Notar und Grundbuchamt bezahlen muss, die verkaufen mir ja auch nur Papier, welches sie abschreiben. Ich könnte mir noch viele Fragen stellen, aber wozu? Schliesslich bin ich nicht bezahlter Wirtschaftsredaktor.

 

 

Freundliche Grüsse

 

Dr. Claus Hysek, Präsident IFAK Verein

 

 

 

 

 

© Image by Adobe Stock

 

 

 

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1 Kommentar zu „Zuschläge in Apotheken – nach 21 Jahren so interessant wie zu Beginn“

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