Informiert im Gesundheitswesen

Wie krank ist die Schweiz?

In der NZZ vom 29. August deckt Frau Gilli, Präsidentin der FMH Schweiz, die Mängel im Schweizer Gesundheitswesen auf. Wir fassen die prägnantesten Punkte kurz zusammen:

  • In den letzten 20 Jahren wurden 44 (!) Versionen des Gesundheitsgesetzes verabschiedet.
  • Das BAG hat in den letzten zehn Jahren 60 % Personal aufgestockt. (Dies wäre bei den Apotheken gar nicht möglich, sind doch die Tarife für die Apotheken seit über 20 Jahren die gleichen. Da fragen wir uns, ob die Mitarbeiter beim BAG auch immer noch die gleichen Löhne haben, wie vor 20 Jahren?)
  • Das Parlament und santéSuisse blockieren seit Jahren den TARDOC und eine notwendige Anpassung der LOA.
  • Alle politisch motivierten Personen, vom Gesundheitsminister bis zum Preisüberwacher, reden immer von Prämienexplosionen. Die Frage stellt sich, was genau eine Explosion ist?
    Frau Gilli und auch Fabian Schäfer (in der gleichen Ausgabe der NZZ) zeigen auf,
    dass die Prämien 1998 4.3 % des Bruttoeinkommens betrugen. Heute sind es 6.7 %. In Franken ausgedrückt, heisst das, dass die Prämien seit 1998 um 300 Franken gestiegen sind. Die Löhne im gleichen Zeitraum um 1’350 Franken. Explosionen sehen anders aus!
  • Prämien wirksame Änderungen, wie die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFA), bleiben seit 14 Jahren blockiert.
  • Ärzte- und Personalmangel im Gesundheitswesen, Mangel an Medikamenten und Lieferengpässe sind keine Gespenster, sondern Tatsachen!

Statt solche Probleme anzupacken, stürzen sich santéSuisse, der Preisüberwacher und eine Vielzahl von Journalisten immer wieder auf die Vertriebsmarge der Medikamente und die tiefpreisigen Medikamente. Nur gerade 4 % der Medikamente verursachen mehr als 50 % der Kosten – dem ist nichts beizufügen. Medinside publiziert ebenfalls am 29. August, dass die Top 20 Verdiener aus Börsenkotierten HealthCare Firmen, jährlich zwischen 20 und 30 Millionen verdienen.

 

Aber solche Tatsachen interessieren santéSuisse und Preisüberwacher nicht, sie wiederholen in Endlosschlaufe, dass die Medikamente generell zu teuer sind. Ein kassenpflichtiges Schmerzmittel für 2.45 Franken, billiger als ein Ricola Täfeli, erfüllt dieses Kriterium nicht. Trotzdem wurde der Gleichklang erhört und der Preis von Dafalgan® von 3.00 Franken auf 2.45 Franken gesenkt.

 

Über sämtliche Abgabekanäle wurden im letzten Jahr ungefähr 2.8 Millionen Packungen Dafalgan® verkauft. Dies ergibt eine Ersparnis von Sage und Schreibe 1.5 Millionen Franken. Pro versicherte Person bringt dies eine Ersparnis von 17 Rappen.

 

Würde man Trikafta®, statt für 17‘516.15 Franken für 15‘000.00 Franken verkaufen, würde unter der (unrealistisch tiefen) Annahme eines Absatzes von 1‘000 Packungen, eine Ersparnis von 2.5 Millionen Franken resultieren. Dies würde keinem Apotheker und keinem anderen Leistungserbringer weh tun.

 

Beim Antibiotikum Bactrim® forte 10 mg, beträgt der Fabrikabgabepreis 2.23 Franken. Verkauft werden davon keine 100‘000 Packungen, aber kaum zu glauben, der Preis wurde gesenkt. Kein Wunder also, gibt es in der Schweiz davon mittlerweile kein Generikum und keinen Sirup für Kinder mehr. In Deutschland ist Bactrim® übrigens teurer.

 

Bei einem anderen Antibiotikum, Co Amoxicillin®, (zur Zeit nicht lieferbar!) werden jährlich 460‘000 Packungen (alle Hersteller) zum Fabrikabgabepreis von 15.29 Franken verkauft. Würde dieser Preis halbiert, betrüge die Ersparnis 3.5 Millionen Franken. Ob man es dann noch erhalten würde, ist fraglich.

 

Bei Trikafta® müsste, immer noch mit der Annahme eines Absatzes von 1‘000 Packungen, der Preis um 20% gesenkt werden, um die gleiche Ersparnis zu erzielen. Dann wäre die Packung mit 13‘348 Franken immer noch teuer!

 

 

© Image by Adobe Stock

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