Informiert im Gesundheitswesen

Sichere Arzneimittel gibt es nicht zum Schnäppchenpreis

Mit dieser Schlagzeile betitelt die Zeitschrift  “WELT” (Ausgabe vom 5. August 2018) ihren Artikel über Rückrufe und Lieferengpässe bei Medikamenten in Deutschland. Die prekäre Situation betrifft nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa, die USA und besonders auch die kleine Schweiz. Gemäss Swissmedic wurden in der ersten Jahreshälfte bereits 16 Medikamenten-Chargen (z.T. wegen Verunreinigungen) zurückgerufen. Und die Tendenz der Chargen-Rückrufe ist steigend. Zum Vergleich, während dem ganzen Jahr 2017 waren es noch 19 Chargen, die zurückgerufen wurden. Nicht nur Verunreinigungen, sondern diverse andere Probleme wie Produktionsausfälle, Preisdumping und zu hohe Marktnachfrage führen zu Lieferengpässen von Medikamenten. Am 7. August 2018 verzeichnete www.drugshortage.ch 375 offene Lieferengpässe von z.T. lebenswichtigen Medikamenten. Wie alarmierend die Situation ist, zeigen Auszüge aus dem Artikel von Anja Ettel:

Rückrufe und Engpässe bei Arzneimitteln häufen sich. Schuld sind unter anderem Billigmedikamente aus dem Ausland. Apotheken und Pharmaindustrie fordern bessere Kontrollen und mehr Sicherheit.

Nach den jüngsten Skandalen um verunreinigte und mangelhafte Medikamente formiert sich eine Front aus Apothekern, Unternehmen und Verbänden gegen einen immer stärkeren Sparzwang im Gesundheitssystem. Auslöser sind zwei aktuelle Fälle: Verunreinigungen des vom Hersteller zurückgerufenen Blutdrucksenkers Valsartan und ein Skandal um offenbar minderwertige Krebsmedikamente und die Brandenburger Firma Lunapharm. Beide Fälle werfen Licht auf ein Problem, auf das Experten schon seit einiger Zeit hinweisen.

Viele Medikamente werden aus Kostengründen in Billiglohnländern produziert, wo die Kontrollen oft nicht genau genug sind. Dies gilt als eine der Hauptursachen für die Zunahme von Medikamentenrückrufen und Lieferengpässen bei Arzneien in jüngster Zeit.

« Die Politik hat viel zu lange nur zugeschaut und muss jetzt endlich handeln“, sagte der Präsident des Apothekerverbandes, Friedemann Schmidt, WELT AM SONNTAG. Er forderte, die Aufsicht massiv aufzustocken – das allerdings würde erhebliche staatliche Mehrausgaben bedeuten. Sonst aber müsse man die Fehlanreize am oberen und unteren Preisende bei Medikamenten beseitigen, sagte Schmidt: „Dann müssen die Krankenkassen womöglich aber auch mehr für die zuverlässige Versorgung ihrer Versicherten bezahlen. Eine sichere Arzneimittelversorgung ist nicht zum Schnäppchenpreis zu haben.“ Das müsse allen klar sein, insbesondere der Politik und den Krankenkassen, aber auch den Patienten. »

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