Informiert im Gesundheitswesen

Die Rechenkünstler von Solothurn schlagen wieder zu

Bei Blick dürfen die Solothurner Rechengenies wieder einmal zuschlagen. Im gestrigen Artikel (Link zum Artikel) rechnet santésuisse-Chefökonom Christoph Kilchenmann vor, dass die bösen Apotheker mit der Teilabgabe von Medikamenten 32 Millionen Zusatzeinnahmen verdienen. Wie er auf die Million Packungen kommt, darüber kein Wort. Dass heute lediglich 8 Wirkstoffe von der Umverpackung in kleinere Einheiten betroffen sind, wird verschwiegen.  Dass die Apotheken ein volles Herstellungsprotokoll auszufüllen haben, mit Dokumentation, Chargen-Nummer, Packungsbeilage und voller Haftung, wird nicht erklärt. Dass das Lagerrisiko ganz zu Lasten der Apotheke anfällt, wenn der Rest einer angebrochenen Packung nicht verschrieben wird, ist kein Thema.

 

Santésuisse sass mit am Tisch, als es darum ging, mit dem BWL und dem BAG eine rasche Lösung zu suchen, um kleinere Packungen aus grösseren herzustellen und um die Lieferengpässe zu vermindern und die Verschwendungen zu reduzieren. Sie wissen also genau, wie hoch die gesetzlichen Auflagen und Sicherheitsmassnahmen für die Herstellung einer Arzneimittelpackung in der Apotheke sind.  In der Tat haben die Apothekenteams viel mehr Aufwand bei der Abgabe von Teilpackungen, um schlussendlich weniger zu erhalten als bei der Abgabe einer gesamten Grosspackung. Und werden noch als Abzocker kritisiert? Genau so schafft man direkte Anreize zur Verschwendung, Herr Kilchenmann. Wir werden Ihrem Arbeitgeber vorschlagen, dass Sie neu auch am Samstag arbeiten müssen, aber dass Ihr Lohn gleichzeitig reduziert wird. Ganz sicher werden Sie das als absolut gerecht empfinden, vor allem weil Sie vollumfänglich von den Prämienzahlern subventioniert sind…

 

Wie kommt man auf einem Zuschlag von 32 CHF pro Teilabgabe, dazu gibt es auch keine Erklärung. In Apotheken soll laut Kilchenmann Mehraufwand einfach gratis sein. Das Ergebnis interessiert nicht, wichtig ist nur, möglichst stimmungsmachende Aussagen hinauszuposaunen. Spielt keine Rolle, ob sie Sinn machen oder nicht.

 

Vor eineinhalb Monaten hatte santésuisse auch schon so einen tendenziösen Rechenzauber veröffentlicht. Damals unter dem Titel «Gesundheitskosten 2022 steigen um vier Prozent, pro Kopf um 2,6 Prozent». Jeder Leser, der einen einfachen Dreisatz versteht, merkt schnell und ohne gross nachzurechnen, dass da eine Mengenausweitung stattgefunden hat. Dies bestätigen auch die IQVIA-Zahlen.

 

Aber santésuisse? Ihre Lösung ist ganz einfach: Die Marge der bösen Apotheker, die ist zu hoch und die muss runter. Dann ist das Problem gelöst. Dass das vom Staat festgelegte Vergütungssystem in der Schweiz hochkomplex ist, dass die Margen der tiefpreisigen Produkte die Kosten schon lange nicht mehr decken, und dass nur gerade 4% der Medikamente fast 60% der Kosten verursachen und diese teuren Präparate gar nicht über Apotheken abgegeben werden, das interessiert die Rechenkünstler von Solothurn nicht.

 

Der andere Versicherungsverband – curafutura – weiss schon lange, dass hier gemeinsame Lösungen gesucht werden müssten, nur santésuisse macht lieber weiter Rechnungen für Primarschüler und reinen Populismus.

 

Zum Schluss noch eine spannende Wikipedia Definition: «Rechenkünstler, auch Rechengenies, Schnell– oder Blitzrechner nennt man Menschen, welche auch schwierigere Rechnungen aussergewöhnlich schnell im Kopf rechnen können. Die Fähigkeit des schnellen Kopfrechnens hat keine Beziehung zu mathematischer Intelligenz oder Kreativität. So waren die wenigsten grossen Mathematiker auch gute Schnellrechner – eine Ausnahme war beispielsweise der Neuseeländer Alexander Aitken».

 

Wir erlauben uns die Behauptung, dass Herr Kilchenmann hier keine Ausnahme ist…

 

 

 

©Images by Adobe Stock

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