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santésuisse – scheinheilig und destruktiv

Es ist einfach unglaublich. Christoph Kilchenmann, stellvertretender Direktor von santésuisse gibt im gestrigen Artikel von Fabian Renz (erschienen in diversen Nachrichtenblättern; Link auf Tagesanzeiger) in den Disziplinen «Destruktion» und «Scheinheiligkeit» wieder einmal alles. Dafür hätte santésuisse in der Tat einen Oskar verdient. Nur dient es niemandem – am allerwenigsten einer Lösung, um die steigenden Arzneimittelkosten in den Griff zu bekommen. Bleibt die Frage, weshalb gerade santésuisse, seit Jahren, immer mit der gleichen Leier der Einsparung von 400 Millionen, bei den Medien durchkommen? Auch die Beispiele und Fakten sind im erwähnten Artikel für unseren Geschmack zu populistisch und wenig differenziert.

 

Scheinheilig: Kilchenmann verkauft sich und santésuisse als die grossen Sparhelden. Mit keinem Wort aber wird erwähnt, dass er es war, der am runden Tisch bei der Lösungssuche gegen die Fehlanreize eine absolute Marge einführen wollte, welche die tiefpreisigen Medikamente noch mehr verteuert hätte als die aktuelle Kompromiss-Lösung. Und ebenfalls unterschlagen wird, dass er die %-Marge weniger senken wollte, als die anderen Vertreter bereit waren.

Mit der Kompromiss-Lösung steigen wenige Arzneimittel um sechs Franken, 20% Prozent um weniger als fünf Franken, weitere 20% um gerade mal einen Franken, alle anderen (mehr als die Hälfte!) werden günstiger, zum Teil massiv. Dies ergibt sofortige Einsparungen von rund 60 Millionen Franken und ein Potential von weiteren 100 Millionen Franken durch vermehrte Generika Substitution. Das ist doch immerhin ein Anfang. santésuisse scheint sich einfach nicht bewegen zu wollen und blockiert überall, nicht nur bei den Apotheken. Haben sie nicht mitbekommen, dass sich die Welt verändert hat?

 

Destruktiv: santésuisse verhält sich seit Jahren so. Egal ob sie bei der Lösungssuche mit am Tisch sitzen oder nicht, sie sind immer dagegen. Eigentlich ist es ein gesetzlicher und gesellschaftlicher Auftrag von santésuisse, zusammen mit den anderen Parteien nachhaltige, betriebswirtschaftliche Preise zu verhandeln. Stattdessen lehnen sie alles ab und machen unrealistische, nicht brauchbare Forderungen. Bei einer Halbierung des Bruttoertrags – wie von Kilchenmann gefordert – ist die gesetzlich verankerte, kostendeckende Preisfestlegung nicht mehr gegeben. Schon heute deckt die Fixmarge bei den Arzneimitteln mit einem Fabrikabgabepreis unter 15 Franken die Kosten nicht. Diese sind nämlich für Transport, Personal und Infrastruktur gleich hoch, egal ob das Medikament 1 Franken oder 10’000 Franken kostet. Wenn heute ein Schmerzmittel weniger kostet als ein Ricola-Täfeli, ist die gesetzlich geforderte und bei Arzneimitteln notwendige Abgabekontrolle und die damit verbundenen Prozesse nicht mehr kostendeckend. Ist sich santésuisse bewusst, was das für die Versorgungssicherheit der Schweiz bedeuten würde? Und diese ist nun mal einfach nicht gratis. Wir würden gerne wissen, was Herr Kilchenmann dazu sagen würde, wenn die Forderung zu Halbierung seines Gehalts im Raum stehen würde.

 

 

 

©Image by Adobe Stock

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