Informiert im Gesundheitswesen

Offener Brief an den Preisüberwacher

Sehr geehrter Herr Meierhans

 

Ich beziehe mich auf Ihren Artikel vom 16. Mai 2022 im Blick mit dem Titel:  «Über Medikamentenpreise – am Ende gewinnt immer die Pharma»

 

Viele Sachen, die Sie im Artikel schreiben sind richtig, bedürfen aber trotzdem gewisser Korrekturen.  Sie erwähnen, dass der Auslandpreisvergleich schwierig ist, da haben Sie Recht, aber Sie verschweigen, dass die Vergütung der Apotheken ebenso unterschiedlich ist, nur fliesst das nie in Ihre Betrachtungsweise ein. Wenn es nur darum geht den Preis der Medikamente zu senken, werden solche Faktoren gerne vergessen, der Zweck heiligt bekannterweise die Mittel.

 

In der NZZ vom 17. Mai über die Dominanz von Migros und Coop wird aufgezeigt, dass die Lebensmittelpreise im naheliegenden Ausland halb so teuer sind wie in der Schweiz. Ihre pauschale Aussage, dass die «alten» Medikamente im Vergleich zum Ausland deutlich teurer seien und die Generika sogar doppelt so teuer wird nicht hinterfragt, Sie regen einfach an, dass die Medikamente aus dem Ausland von den Versicherungen vergütet werden sollten.  Was das für Folgen hätte, interessiert Sie kaum, die Pandemie und der Ukraine Krieg sollten Ihnen die Augen geöffnet haben, was es bedeuten kann, nur nach dem billigst Prinzip vom Ausland abhängig zu sein.  Gleich weiter machen Sie mit der Aussage, dass Apotheken auf den Medikamenten einen Prozentsatz vom Grundpreis und einen grosszügigen Packungszuschlag erhalten, was bedeute, dass je teurer ein Medikament, desto mehr verdiene der Apotheker. Entweder wissen Sie nicht, wie die Vergütung der Apotheker funktioniert, oder es geht Ihnen nur darum Stimmung gegen die Apotheker zu machen? Eine solche Aussage macht man aber sicher nicht, wenn man das System kennt. Ich glaube, es wäre an der Zeit, dass Sie sich damit ehrlich und Fakten basiert auseinandersetzen, statt mit solchen Sprüchen an die Medien zu gehen. Bei einem Medikament für 3’000 Franken würde der Apotheker, gemäss Ihrer Aussage, mehr verdienen als bei einem Medikament für 2’810 Franken. Dem ist aber nicht so, denn die maximale, absolute Marge bei Medikamenten ist 240 Franken, diese Marge muss sich der Apotheker übrigens noch mit dem Grossisten teilen. Das tief- und hochpreisigen Medikamenten mit den aktuellen Margen heute nicht mehr kostendeckend verkauft werden können, ist inzwischen auch bei der Politik angekommen.  Wenn Sie sich das System also ehrlich und objektiv anschauen würden, ist Ihre plakative Aussage eine klare Fake News. Die sind ja im Moment zwar in Mode, ich bin aber der Meinung, dass von einem Beamten, welcher von den Steuerzahlern bezahlt wird, mehr erwartet werden darf.

 

Im oben erwähnten NZZ Artikel wird als Bruttomarge der Supermarktgeschäfte 31%, sowie 1.8 Vollzeitstellen pro Umsatz-Million angegeben. Die Apotheken bewegen sich bei der Bruttomarge der Kassenpflichtigen Produkte in etwa der gleichen Region, nur benötigen sie wegen der enormen administrativen Aufwendungen und für die Gewährleistung der Patientensicherheit mindestens doppelt so viel Fachpersonal. Dass das mehr kostet und doppelt so viel kostet wie im Ausland, ist keine Fake News, sondern eine Tatsache.

 

Ihre ewigen Angriffe auf unsere Marge nerven. Die Apotheken haben in der Corona-Krise bewiesen, dass sie Systemrelevant sind und haben Enormes geleistet. Es wäre wünschenswert, dass Sie diese Aspekte auch einmal in Ihre Überlegungen und Äusserungen einfliessen lassen würden. Anstelle Ihrer inakzeptablen und tendenziösen Attacken über die hohen Medikamentenpreise.

 

 

Freundliche Grüsse

Dr. Claus Hysek

Präsident IFAK VEREIN

 

 

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