Informiert im Gesundheitswesen

Lieferengpässe – Dauerbrenner auch im 2020?

Der Chefapotheker der Spitäler fmi AG postet gestern auf Facebook wieder einmal ein sehr eindrückliches Beispiel aus der Praxis zu den Folgen der Lieferengpässe:

 

Auch der IFAK Verein thematisiert dieses Thema regelmässig in 3-min.info und äussert sich in den Tageszeitungen mit Leserbriefen, um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. In der NZZ vom 9. Dezember 2019 ist ein Artikel über die Rekord hohen Lieferengpässe erschienen.  Der Präsident des IFAK Vereins, Dr. Claus Hysek, hat dazu einen Leserbrief geschrieben, welcher erfreulicherweise, am 20. Dezember 2019 dann auch in der NZZ veröffentlicht wurde. Gerne möchten wir diesen unseren Lesern hier publizieren. Wir sind gespannt, ob sich die Situation der Lieferengpässe im 2020 etwas entspannen wird und unsere Politiker endlich erwachen oder ob es weiterhin ein besorgniserregender Dauerbrenner bleibt?

 

 

Leserbrief

von Dr. Claus Hysek, Apotheker, Schwadernau

 

Hunderte von Medikamenten fehlen

In ihrem Artikel beschreibt Frau Lahrtz ein heute wirklich besorgniserregendes, in Zukunft noch zunehmendes Problem (NZZ 9. 12. 19). Unsere Politiker scheinen den Ernst der Lage aber offensichtlich noch nicht erfasst zu haben. Sie plädieren immer noch unermüdlich für die Einführung eines Referenzpreissystems. Damit wird sich das Problem aber noch verschärfen. Derzeit gibt es schon unzählige Beispiele von Generika, welche von den Herstellern aus Rentabilitätsgründen vom Markt genommen wurden. Nicht selten erreichen sie bei diesen Billigstprodukten die Mindestabsatzmenge – die minimale Menge, die sie bestellen müssen, damit sie überhaupt beliefert werden – nicht mehr. Der Marktrückzug ist die Folge davon. Ein Referenzpreissystem verschärft aber genau diese Problematik. Der zunehmende Preisdruck, dass genau diese ohnehin schon sehr billigen Medikamente noch billiger werden sollen, eröffnet den Teufelskreis. Die Verhältnismässigkeit bei der Preisbildung der Medikamente im Vergleich zu anderen Produkten ist völlig aus der Balance geraten. Ein CB12-Kaugummi kostet heute pro Stück im Einkauf 37 Rappen. Eine Tablette eines Generikums gegen Schlafstörungen kostet weniger als die Hälfte – so zum Beispiel beträgt der Zolpidem-Preis pro Tablette 17 Rappen. Eine Amoxicillin-Tablette, ein Antibiotikum, ist mit 25 Rappen ebenfalls rund 30 Prozent günstiger als der Kaugummi. Dasselbe Bild bei den Schmerzmitteln: Dafalgan kostet pro Tablette 8 Rappen. Zum Preis eines Kaugummis erhalten wir also 4,5 Tabletten Dafalgan. Die Auflagen für die Markteinführung eines Kaugummis sind aber bei weitem nicht die gleichen wie jene für Medikamente. Wie also soll sich dieser Verhältnisblödsinn rechtfertigen? Ich hoffe sehr, dass unsere Politiker erwachen, bevor es zu spät ist.

 

 

© Image by Adobe Stock

 

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