Informiert im Gesundheitswesen

Mister Prezzi und seine Pflästerlipolitik

Als @MisterPrezzi gibt unser Schweizer Preisüberwacher neuerdings auch auf Twitter seine marktschreierischen Parolen zu «Preisen und preisrelevanten Themen» zum Besten. Aber nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in der offiziellen Medienmitteilung verbreitet er einmal mehr seine Meinung zu den Gesundheitskosten.

Herr Meierhans, gestatten Sie uns die – zugegeben provokative – Frage:

«Wollen Sie die Gesundheitskosten senken und wirklich etwas verändern, oder vielleicht doch nur Ihren Posten rechtfertigen?»

Wieso wir darauf kommen?

In seiner Medienmittelung schreibt Meierhans über «…die fortschreitende Kostenentwicklung im Gesundheitswesen…», dass «…Preise und Tarife der wichtigste Kostentreiber…» sind.

Ist diese Aussage fundiert oder einfach mal so in den Raum gestellt?

Ganz allgemein gilt: Kosten = Menge x Preis.

In den undifferenzierten Aussagen von Preisüberwacher und auch von santésuisse, ist im Zusammenhang mit den Kosten aber immer nur vom Preis die Rede. Nie von der Menge. Ok, er ist ja auch Preis- und nicht Mengenüberwacher. Tatsache ist, die Kosten der Medikamente sind in den Jahren 2014 bis 2018 um 22.8 Prozent gestiegen.

Wie klingt nun die perfekte Schlagzeile aus den Amtsstuben und wird als Massnahmen-paket von Preisüberwacher und von santésuisse propagiert? Die Leistungserbringer verdienen zu viel, deshalb müssen die Margen gesenkt und der Referenzpreis für Generika eingeführt werden.

Wenn man sich die Sache als objektiver Analyst oder Ökonom genau anschauen und versuchen würde, der Wahrheit auf den Grund zu gehen – um wirklich nachhaltig etwas zu bewegen – würde das differenzierter daherkommen.

Die Gesamtmarge der Apotheken beträgt ein Prozent der gesamten Gesundheitskosten. An der Marge der Apotheken herumzuschrauben, ist also weder effizient noch nachhaltig.

Nebenbei: Gesamtmarge bedeutet NICHT Verdienst, für diejenigen die das nicht wissen.

Die Apothekerschaft zu schwächen ist kurzfristig gedacht und dumm. Wie sollen die Apotheken in die Zukunft investieren, wenn ihnen die Lebensgrundlage weggenommen wird? Auch das BAG gesteht den Apotheken eine Eigenkapitalrendite von lächerlichen 0.1 Prozent zu, was es so in keiner anderen Branche gibt.

 

Würde man sich die Zahlen genauer anschauen, so könnte man sehen, dass in den unteren Preisklassen (unter 70 Franken) in den Jahren 2014 bis 2018 eine Mengenausweitung von 10.33 Prozent und eine Zunahme des Publikumspreises von 10.5 Prozent erfolgte. Dies entspricht einer reellen Zunahme von 0.17 Prozent. Bei den Apotheken war hier sogar ein Margen Rückgang von 0.41 Prozent zu verzeichnen. Mengenmässig haben die Medikamente dieser Preisklasse einen Anteil von 90 Prozent und verursachen einen Kostenanteil von 40 Prozent.

Dem gegenüber weisen die Medikamente der Preisklasse über 70 Franken einen Mengenanteil von 10 Prozent aus, verursachen aber 60 Prozent der Kosten!

Das Preismodell vom Bundesrat senkt aber gerade bei den Produkten unter 70 Franken die Marge des Apothekers, und gefährdet dadurch dessen Existenz. Auch der Referenzpreis trifft mehrheitlich die Produkte der unteren Preisklassen bis 70 Franken, 86 Prozent der Generika befinden sich nämlich in dieser Preisklasse. Auch damit wird die Grundversorgung massiv gefährdet.

Würde man bei der Preisklasse über 70 Franken den Ex-Factory Preis um sechs Prozent reduzieren, würde die Einsparung 200 Millionen – also Vier mal mehr – betragen. Und dies ohne die Grundversorgung zu gefährden.

Mister Prezzi, wir müssen zugeben, ihr Selbstmarketing haben Sie ganz gut im Griff. Aber Sie sind nun einmal nicht im Marketing tätig, sondern haben das offizielle Amt als Preisüberwacher inne. Und da gehören solche unwürdigen Aussagen nicht hin.

Wenn Sie wirklich etwas verändern und die Gesundheitskosten in den Griff bekommen wollen, dann müssen alle Faktoren auf den Tisch gelegt und die Ursachen objektiv beurteilt werden. Erst dann können die notwendigen Massnahmen vorgeschlagen und getroffen werden. Bis jetzt hat man aber meistens einfach an den Medikamentenpreisen herumgeschraubt. Das ist ja auch einfach – und lässt sich vermarkten, sehr gut sogar! Schön wäre aber, wenn man endlich aufhören würde mit dieser Pflästerlipolitik und dem «umeschrübele», nur um sagen zu können, dass man «etwas» gemacht hat.

 

© Image by Adobe Stock

 

Print Friendly, PDF & Email

Leave a Reply

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d bloggers like this: