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Zur Rose will OTC-Medikamente versenden, dazu sind ihr alle Mittel recht

Lobbyisten der Apotheke «Zur Rose» haben kürzlich Parlamentarier getroffen, um diese von einer Lockerung des Versandhandels von rezeptfreien Medikamenten zu überzeugen. Dabei gingen die Einflüsterer wenig zimperlich vor. Wie Recherchen der IFAK zeigen, wurden schlichtweg Fakenews verbreitet.

Die Interessensvertreter behaupteten gegenüber den Volksvertretern unter anderem: «Medikamentenabgabe durch stationäre Apotheken hat eine 25-30% höhere Wahrscheinlichkeit für Fehlmedikationen (PIM) als durch den Versand».

Helsana hat im Jahr 2015 eine Studie gemacht, welche aufzeigt, wie sich die Prävalenz von Fehlmedikationen in den Absatzkanälen selbstdispensierender Ärzte und Apotheken unterscheidet. Dabei kam heraus, dass es einen kleinen, aber nachweisbaren Unterschied für die Wahrscheinlichkeit einer Fehlmedikation gibt, welcher zu Gunsten der Apotheken ausfällt. Diese Studie wurde veröffentlicht (Link zur Studie).

Danach gab es Sandkastenspiele mit Vergleichen zwischen öffentlichen Apotheken und Versandapotheken. Anhand der unsicheren und unklaren Datengrundlage wurde dazu aber keine Studie erstellt und veröffentlicht. «Zur Rose» verwendet nun aber genau diese nicht verifizierten Zahlen für Ihr Lobbying.

Überheblich und unhaltbar zugleich behauptet «Zur Rose» weiter, im Versandhandel maximale Sicherheit gewährleisten zu können und hebt ihre Arbeitsschritte hervor (Link zum PDF). Viele dieser Schritte sind allerdings nichts weiter als reine Administrationsprozesse, die durchgeführt werden müssen, weil der Kunde nicht vor Ort ist. Sie führen nicht zu einer besseren Qualität. Elektronisch gestützte Interaktionskontrollen und das 4-Augenprinzip sind in öffentlichen Apotheken schon lange standard!

Ja, Fehlmedikationen sind ein Problem. Eine Lockerung des Versandhandels von rezeptfreien Medikamenten würde dies aber noch verschlimmern. Die heutige Regelung hat durchaus einen Sinn. Sie erlaubt den Postversand nämlich nur für RX-Medikamente, weil diese durch einen Fachmann verschrieben werden müssen.

Und darum braucht es bei OTC-Medikamenten die persönliche Beratung und Betreuung vor Ort durch eine Fachperson.  Aber genau das ist es, was der Versandhandel nicht kann. Die gewünschte Lockerung führt langfristig sicherlich zu einem höheren Börsenwert der «Zur Rose», aber mittelfristig schadet es den Gesundheitskosten. Beim Thema Gesundheit ist eben billiger nicht immer besser.

Was das Lobbying der «Zur Rose» angeht:

Der IFAK Verein hat auf diesen unlauteren Wettbewerb und dieses irreführende, für die Apothekerschaft geschäftsschädigende Vorgehen der «Zur Rose» reagiert und an die Mitglieder der Gesundheitskommission des National- und Ständerates ein aufklärendes Schreiben versendet.

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