Als Abrundung unser Folge zum Artikel der NZZ vom 23.07.18 „Migros will Arzneimittelmarkt aufmischen“
Publizieren wir heute den letzten Leserbrief zum Artikel „Migros will gleich lange Spiesse“
Leserbrief
von Claus Hysek
Migros will gleiche lange Spiesse!
Der Artikel ist zwar gut recherchiert, zielt aber an der Realität vorbei, weil er die Marktöffnung als Mass aller Dinge nimmt. «Es geht um knallharte wirtschaftliche Interessen», heisst es in dem Bericht. Gemeint sind dabei aber ausschliesslich die Apotheker und Drogisten. Die Migros dagegen wird dargestellt als konsumentenfreundlicher Winkelried, der sich für das Wohl der Konsumenten einsetzt.
Das ist ja nun wirklich eine seltsame Optik. Ausgerechnet der Marktriese Migros spricht von gleich langen Spiessen! Das ist Augenwischerei. Klar kann die Migros dank Einkaufsmacht besser einkaufen und die Preise unter jene des Fachhandels drücken und hat dann erst noch eine bessere Marge als der Fachhandel. Aber das geht nur, wenn sie den Umsatz mit Medikamenten forciert und keinerlei Beratung anbietet. Das gehört zum knallharten Geschäft der Grossverteiler. Der Umsatz ist der einzige Grund, warum sich die Migros für den Verkauf von Medikamenten interessiert.
Lebensmittel werden mit immer mehr Warnungen und Labels versehen. Zucker- und Fettgehalt, allergene Stoffe, seit neuestem auch noch gentechnische Veränderungen – das alles muss deklariert sein und soll die Konsumenten vor ungesundem Verhalten schützen. Medikamente dagegen, die mit ausführlichen Packungsbeilagen versehen werden müssen, um die Anwender vor unsachgemässem Gebrauch zu schützen, sollen nun plötzlich wie Bonbons verkauft werden dürfen? Und deren freier Konsum soll keinerlei Problem darstellen? Beim Verkauf im Medikamentenfachhandel sorgen Apotheker und Drogisten mit ihrer Beratung dafür, die Bevölkerung vor Schaden durch Fehlkonsum oder übertriebener Anwendung zu schützen. Niemand kann dort einfach so 10 Packungen Abführ-, Schmerzmittel oder Nasentropfen kaufen. Die Fachberatung in Apotheken und Drogerien wird jedoch zur Farce, wenn in Zukunft die Konsumenten einfach in die nächste Migros-Filiale gehen und sich dort den Einkaufskorb mit allerlei Medikamente füllen, in Action im 10er Pack.
Es stimmt, das Parlament möchte die Selbstmedikation fördern. Aber sicher nicht, indem die Bevölkerung wahllos und nach Gutdünken Medikamente aus dem Migros-Regal konsumiert. Der Sinn vermehrter Selbstmedikation ist es, unnötige Arztbesuche zu vermeiden, um Kosten zu sparen. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn Medikamente korrekt und mit Begleitung einer Fachperson eingesetzt werden. Nur so sind die gesetzlichen Qualitätsanforderungen erfüllbar und ist echter Konsumentenschutz vorhanden.
Die 3. Minuten Info ist gut. Vielleicht verstehen es die Leute langsam.
Hier ein Bericht über die Steuern die Migros zahlt oder nicht und was der Urgedanke von Gottlieb Duttweiler war. Ist noch spannend.
Dies wissen wohl viele der Kunden von Migros und Leser der 3. Minuten nicht.
Mit Migros hat der Staat vom Umsatz und Gewinn praktisch nichts. Und das Kulturprozent von Migros? Auf das könnten wir auch verzichten, wenn Sie richtig Steuern zahlen müssten.
Ein Bericht von einem ehemaligen Migros-Mitarbeiter:
Der Witz ist, dass die Migros eigentlich keinen Gewinn machen DARF! Sie ist verpflichtet, den Gewinn entweder in die Entwicklung und den Ausbau der Genossenschaft zu stecken oder den Genossenschaftern in Form von Verbilligung der Waren zurück zu geben. Wobei auch die Mitarbeiter durch z.B. eine starke Pensionskasse profitierten (allerdings wurde dabei das Kader „über-bevorzugt“)
Das ist die Papierform. Die Realität entspricht (heute) eher einer AG. Nur die Entscheidungsgremien sind demokratisch(er), was aber nicht heisst, dass wie bei einer AG in der Verwaltung entschieden wird. Und auch die einzelnen Genossenschaften sind sehr unabhängig.
Aber wenn es Dich interessiert, es gibt jene Bücher und sonstige Beschreibungen über das Phänomen Migros.
Meine persönliche Erfahrung (war relativ lange dort tätig) ist, dass Idee und Konzept brilliant ist. Leider hat sich in den letzten 20 Jahren ein steter Wechsel vollzogen. Teilweise erzwungenermassen durch die Änderung der Wirtschaftsbedingungen, aber m.E. vor allem durch die Änderung in der Verwaltungs-Führung. Es sind keine der „Gründerväter“ mehr vorhanden (fast alle verstorben). Sondern zu viele „lic.oec“ die von aussen kamen und daher im Kopf keine „Genossenschafter“ sondern „Liberale“.
Eigentlich schade, denn ich meine, dass in diesem Unternehmen z.B. Nachhaltigkeit in allen Bereichen (sogar in der Personalpolitik) von Anfang an ein Grundpfeiler war. Und ein Garant für den Erfolg.
Aber seit in der Migros über Umwege Alkohol verkauft wird (Denner/Globus) und sie auch bei der unsäglichen Aktionitis mitmacht, hat sich halt viel verändert. Aktionen waren bei Dutti nie erlaubt und es gabe auch keine! Es galt das Prinzip: klare und ehrliche Preise! Eine Budget-Linie wäre gar nie möglich gewesen (und wohl auch nicht notwendig).
Ich glaube, dass dies die Leser sehr interessieren würde was die Migros so macht und zahlt.
Die Schweiz lebt von den KMU Betrieben und nicht von Migros……. Auch wenn es Migros-Kinder gibt, die können vielleicht mal auf den Gurten und sehen was Migros mit dem Geld von Ihnen macht.
Wenn Sie Steuern zahlen müssten, hätte die Volkswirtschaft viel mehr davon und Sie könnten sich nicht so wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten.