Informiert im Gesundheitswesen

Offener Brief an Frau Nold, santésuisse Direktorin

Sehr geehrte Frau Nold

 

Ich möchte mich bezüglich Ihres Artikels im Medinside vom 30.04.2024 äussern. Sie behaupten, dass die Schweiz doppelt so viel für Generika zahlt wie andere europäische Länder und argumentieren, dass dies nichts mit den Schweizer Löhnen zu tun habe. Sie führen an, dass die Medikamente aus derselben Fabrik stammen, unabhängig davon, ob sie in der Schweiz oder in Deutschland verkauft werden, und bezeichnen dies als reine Kaufkraftabschöpfung. (Link zum Artikel)

 

Mit einer solchen Aussage zeigen Sie deutlich, dass Sie mit unredlichen Argumenten entweder Ihre politischen Ziele erreichen wollen, oder, dass Sie schlichtweg keine Ahnung haben, wie die Preise im Pharma Markt zustande kommen. Egal, aus welchem Grund Ihre unqualifizierte Aussage erfolgte, Sie ist für einen Verband bedenklich.

 

Wir haben uns die Zahlen für das Medikamente Allopurinol® 100 mg organisiert. Im Jahr 2023 wurden davon rund 245’000 Packungen – verteilt auf vier Firmen – verkauft. (Übrigens, darin sind die Originale mit 10’000 Packungen enthalten, das heisst, es werden 96% Generika abgegeben). Glauben Sie wirklich, dass ein Lieferant aus Pakistan einer Firma in Deutschland, welche zehn Mal mehr bestellt, den gleichen Preis macht, wie einer Firma in der Schweiz? Das hat absolut nichts mit Kaufkraftabschöpfung zu tun. Bei einem durchschnittlichen Ex-factory Preis von CHF 2.52 für eine Packung mit 50 Tabletten, ist das sowieso nicht sehr viel herauszuholen. Und davon müssen die Unternehmen in der Schweiz Registrationsgebühren und vieles mehr mit Schweizer Löhnen finanzieren.

 

Vom staatlich festgelegten Verkaufspreis von CHF 7.00, werden sämtliche Dienstleistungen für Vertrieb (Grossist) und von Apotheken zu Schweizer Löhnen erbracht. Ihre Aussage, dass dies nichts mit Schweizer Löhnen zu tun habe, entbehrt somit jeglicher Grundlage. Wenn Sie das nicht sehen wollen oder können, kann man Sie wirklich nicht ernst nehmen.

 

Des Weiteren möchte ich auf den Preisvergleich zwischen Deutschland und der Schweiz hinweisen. In Deutschland kostet Allopurinol® 100 mg, 50 Tabletten, online ohne Portokosten, Euro 12.10. Das günstigste Generikum in der Schweiz kostet CHF 6,85 plus Medikamentencheck im Wert von CHF 4,30 CHF. Das teuerste Generikum kostet CHF 11.40. Das ist nach Ihrer Rechnung also doppelt so teuer wie in Deutschland!? Ist dies Ihrer Meinung nach auch Kaufkraftabschöpfung?

 

Übrigens, haben die Schweizer Apotheken seit 2001 den gleichen Taxpunkt von CHF 1.08. Haben Sie auch seit 2001 den gleichen Lohn? Die CEO’s Ihrer Versicherungen jedenfalls, haben in den letzten Jahren kräftig zugelegt. Es wäre an der Zeit, dass auch Sie ein wenig mehr Ehrlichkeit an den Tag legen, anstatt ständig dieselben Behauptungen aufzustellen. So werden wir sicher nie ans Ziel kommen.

 

Sie können mir jetzt vorwerfen, ich hätte für meine Argumentation und Herleitung ein ganz spezielles Produkt genommen, dem ist aber nicht so. Ich habe bewusst ein Produkt ausgewählt, das ich gerade selbst verwende.

 

Ich hoffe, dass meine Anmerkungen dazu beitragen, eine klarere Perspektive auf die Preissituation von Generika in der Schweiz zu bekommen.

 

 

Freundliche Grüsse

 

Dr. Claus Hysek

Präsident IFAK Verein

 

© Image by Adobe Stock

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