Informiert im Gesundheitswesen

Referenzpreissystem – Sparen am falschen Ort

Die NZZ am Sonntag vom 19. Juni titelte: «Das Gesundheitssystem bereitet den Schweizern Sorgen – obwohl hohe Prämien breit akzeptiert sind.» Im Gesundheitsmonitor 2018 steht die Gesundheitspolitik mit Platz vier auf dem Sorgenbarometer weit vorne.

Keine Frage, es muss etwas geschehen. Das Festbetragssystem, das Alain Berset entgegen aller Einwände durchboxen will, ist jedoch ganz bestimmt keine Lösung. Die Schweizer fordern gemäss einer Umfrage des GfS nicht tiefere Prämien. Sie wollen einen umfassenden Leistungskatalog und die beste Medizin. Dazu gehören die freie Arztwahl und der Zugang zu neuen Medikamenten.  

Die Bevölkerung könnte aber bald den Zugang zu ganz alltäglichen Medikamenten verlieren, wenn es Berset, Stefan Meierhans und Co. gelingt, das Festpreissystem durchzudrücken. In Fachkreisen ist klar, dass diese Billigstpreisstrategie die Medikamentenversorgung gefährdet (Lieferengpässe sind bereits an der Tagesordnung) und die Qualität des Gesundheitssystems beschädigt, weil Patienten gezwungen werden, auf Billigstpräparate zu wechseln.

Und dieser massive Versorgungssicherheits- und Qualitätsverlust würde nicht einmal helfen, Kosten zu sparen!

Generika verursachen 11% der Medikamentenkosten bzw. minimale 1% der Gesamtkosten. Man muss kein Rechengenie sein, um auf einen Blick zu sehen, dass Einsparungen in diesem Bereich absolut nichts bringen. Im Gegenteil. Müssen Patienten auf Ausweichmedikamente umgestellt werden, kostet das ein Vielfaches an Arztbehandlungen. Und wenn Generika wegen staatlich verordneter, unverantwortlicher Billigstpreispolitik ganz vom Markt verschwinden (oder nur noch ein Monopolanbieter das Preismassaker überlebt hat und dann den Preis allein bestimmt), sind die Ausweichprodukte meistens einiges teurer. Dazu gibt es genügend Beispiele aus den USA.

Das Tiefstpreissystem lässt ausgerechnet jenen Bereich unberührt, der sowohl dem Gesundheitsminister als auch dem Preisüberwacher sehr viel Kopfzerbrechen bereiten müsste: die hochpreisigen Medikamente (ex-factory über CHF 880). Berechnet auf die Anzahl Packungen machen sie zwar nur 0,6% des SL-Marktes aus. Diese wenigen Packungen verschlingen aber 31% der Medikamentenkosten! Tendenz steigend. Der Hochpreisbereich ist seit 2005 um mehr als 558 Mio. Franken gewachsen, und er wird es weiter tun.

Haben Alain Berset und der Preisüberwacher hier eine Antwort? Nein, haben sie offensichtlich nicht. Die forschende Industrie unterstützt diese Vernebelungsaktion aus nachvollziehbaren Gründen. Sie schweigen bzw. lenken vom eigentlichen Problem ab, indem sie mit ihrem Tiefstpreissystem durchs Land tingeln.

Dabei gibt es reale Beispiele, was dieses Modell auslöst. In Schweden stieg der Anteil an Generika erst, nachdem das Referenzpreissystem abgeschafft wurde. In Finnland führte die Einführung des Festbetragssystems zu einer zusätzlichen Mengenausdehnung. Auch in anderen Ländern zeigt sich, dass das Billigstpreissystem die Generikaquote tief hält. Länder ohne Referenzpreissystem dagegen verzeichnen eine hohe Generikaquote, welche die Kosten auch senken würde ohne die Strukturen zu zerstören.

Der IFAK Verein ist bereit, Unterschriften zu sammeln und sich aktiv gegen die Einführung des Referenzpreissystems einsetzen. Die Schweizer Bevölkerung will keine Billigstmedizin, sondern Versorgungssicherheit, Qualität und Wahlfreiheit!

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