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Einzelfall? Wer’s glaubt!

Die Replik von Zur Rose kam postwendend. Kaum hatte PHARMAMAs Blog publiziert, wie eine Patientin von Zur Rose innerhalb von zwei Monaten mit 7 Packungen Triatec 10 mg à 100 Tabletten eingedeckt wurde (siehe Beitrag im 3-min.info vom 13. Juni), hatte Zur Rose auch schon eine Begründung für die exorbitante Lieferung parat. Man unterliege hohen regulatorischen Auflagen, liess die PR-Abteilung von Zur Rose wissen, und die Patientin habe die Jahresmenge, die «genau dem vom Arzt verordneten Jahresbedarf» entspreche, auf eigenen Wunsch erhalten.

Jahresmenge? 700 Tabletten? Laut Kompendium sind 10 mg Triatec für sämtliche zugelassenen Indikationen die Maximaldosis. Das hiesse also, der Arzt hat der Patientin die doppelte Maximaldosis verschrieben. Und dieser Arzt merkt es nicht, dass seine Patientin diese doppelte Maximaldosis gar nicht nimmt? Keine Nachfrage, wie es ihr geht mit dem Medikament und ob Nebenwirkungen auftreten? Keine engmaschige Begleitung? Keinerlei Kontrollen über die Wirksamkeit der Therapie? Da müsste man der Patientin dringend raten, den Arzt zu wechseln!

Und bei Zur Rose provoziert die offensichtlich überproportionale Dosis keinerlei Stirnrunzeln bei der pharmazeutischen Kontrolle, die die Medikamentenversandhändlerin gemäss ihrer Gegendarstellung «jederzeit vollumfänglich» wahrnimmt?

Äxgüsi, aber da liefern die schönen Worte aus der PR-Abteilung von Zur Rose keine überzeugenden Antworten. Auch dass Zur Rose «für Verschreibungen keine Provision an Ärzte» zahle, klingt zwar schön, aber man achte auf die Formulierung. Eine direkte Provision für jede Verschreibung ist tatsächlich verboten. Aber man kann seine treuen Kunden ja auch mit indirekten Kick-backs belohnen! Und es ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass das Zur Rose auch macht. Es ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich, dass die Ärzte, die ihre Rezepte an zur Rose mailen oder faxen, dies aus reiner Freude am Mailen und Faxen tun. Und ganz sicher ist der Umweg über den Versandhandel kein Dienst am Patienten, der zuerst auf sein Postpaket warten muss und anschliessend mit Abolieferungen zugemüllt wird.

Hier ein paar weitere Beispiele aus einer Apotheke, die ungeöffnete Packungen – geliefert von Zur Rose – zur Entsorgung erhalten hat: 

4 Packungen Timoptic => Reichweite 300 Tage

4 Packungen Norvasc => Reichweite 400 Tage

3 Packungen Olmetec => Reichweite 294 Tage

80 Microfläschchen Protagent => Reichweite 80 Tage

Wert rund 650 Franken! Geliefert von Zur Rose. Das sind keine Einzelfälle. Das hat System!

14. Juni 2018

Foto © Fotolia.com         

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