Informiert im Gesundheitswesen

Die Apotheke St. Leonhard in Basel muss schliessen. Die Rechnung geht nicht mehr auf. Nach 135 Jahren ist Schluss. Klar, sowas kommt vor, auch in anderen Branchen. Doch der Druck auf die Apotheken ist enorm. Es wird weitere Schliessungen geben. Der Preisüberwacher faselt zwar von der tollen Dienstleistung der Apotheke, aber gleichzeitig behauptet er bei jeder Gelegenheit, die Medikamentenpreise seien zu hoch und fordert gar die Aufweichung des Territorialprinzips, was von einem von Steuergeldern bezahlten Staatsbeamten eine Ungeheuerlichkeit ist. Und auch BAG und Bundesrat haben viele Forderungen an die Apotheken, erwarten, dass die Apotheker für schlappe 17 Franken 30 Notfalltaxe jederzeit mitten in der Nacht einen Kunden bedienen und beim Verkauf eines Medikaments, das ein paar wenige Franken kostet, ausführliche Patientendossiers führen. Diese Rechnung geht nicht auf. Schliessungen in den Quartieren und den Vororten einer Stadt wie jene der St. Leonhard Apotheke, sind erste Anzeichen, dass etwas in Bewegung gekommen ist. In einer Stadt wie Basel wird dies auf die Versorgung kaum einen grossen Einfluss haben. Wenn sich die Schliessungswelle aber verstärkt, wird es wichtige Pfeiler der Grundversorgung treffen. Randregionen, Quartiere und kleinere Gemeinden haben zunehmend keine kostengünstige, niederschwellige Anlaufstelle mehr. In der Apotheke kann sich die Bevölkerung bei Bagatellerkrankungen in der Apotheke gut und günstig beraten und mit Medikamenten versorgen. Fällt sie weg, vergrössert sich die Schar der Patienten, die direkt in den Notfall oder in die Permanence eilen. Die Folgen davon kennen wir: Schnupfen, Halsweh, Sonnenbrand, Durchfall, Magenverstimmung, Kopfschmerzen und viele weitere Bagatellerkrankungen, die mit Medikamenten aus der Apotheke für maximal 20 bis 30 – meist aus der eigenen Tasche bezahlten – Franken behandeln lassen, kosten in der Notfallstation oder in der Permanence mindestens 130 Franken. Kosten für Laboruntersuchungen (nur zur Sicherheit!), leichtfertig angeordnete Röntgenaufnahmen (der Apparat steht ja gleich nebenan) und sonstige Abklärungen und Nachkontrollen (nur damit wir nichts übersehen!) noch nicht einberechnet. Und dies alles dann zu Lasten der Krankenkassen.

Wollen wir das? Sicher nicht. Der massive Preisdruck auf die Apotheken ist kontraproduktiv. Deshalb sollte die Politik die Schliessung der Quartierapotheke in Basel ernst nehmen und endlich umdenken. Apotheker müssen fair abgegolten werden, damit das kostengünstige, hochqualifizierte Dienstleistungsangebot der öffentlichen Apotheke weiterexistieren kann.

https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/traditionsreiche-apotheke-st-leonhard-schliesst-fuer-immer-sie-ist-nicht-die-einzige-131880431

9. Januar 2018

Foto © JiSign Fotolia.com

 

 

 

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