Informiert im Gesundheitswesen

Apotheken könnten Notfallstationen entlasten

Unsere Subito-und-gefälligst-rund-um-die-Uhr-Gesellschaft sowie der hohe Anteil an Ausländern widerspiegelt sich auch in den Notfallstationen der Spitäler. Man rennt wegen jedem Mückenstich in die Notfallstation des nächsten Spitals. Aus Bequemlichkeit, aus Unkenntnis anderer Möglichkeiten und wohl auch aus übersteigertem Sicherheitsbedürfnis. Im Kanton Zürich soll jetzt eine Gebühr von 20 bis 50 Franken dem Ansturm Grenzen setzen. Wer ein paar  Zehnernoten bar auf den Tisch legen muss, so die Hoffnung von grünliberalen Zürcher Kantonsräten, überlegt es sich, ob der Mückenstich tatsächlich ein derartig schwerwiegendes Problem ist, dass sich zwingend ein Spitalarzt darum kümmern muss. Sie haben zusammen mit CVP und SVP eine Motion eingereicht. Eine Motion auf nationaler Ebene soll folgen.

Die Idee ist nicht neu. Bereits vor einigen Jahren sollte eine Gebühr die Bürger zur Mässigung bringen. Der Widerstand war gross. Unsozial sei das und nicht praktikabel, hiess es.

Unsozial? Wie sozial ist es denn, wenn sich immer mehr Leute auf Kosten aller Versicherten und auf Kosten der Steuerzahler wegen Bagatellen und aus Bequemlichkeit in einer Notfallstation behandeln lassen? Also eine Infrastruktur nutzen, die eigentlich für echte Notfälle wie schwere Verletzungen, Herzinfarkt und Hirnschlag eingerichtet wurde? Diese Leute nehmen Ressourcen für sich in Anspruch, die für Bagatellen reiner Luxus sind. Die exorbitanten Kosten zeigen zudem, dass die vorhandene Spitalinfrastruktur zu übertriebenen Abklärungen verleitet. Ultraschall, Röntgengerät und Magnetresonanztomograph stehen ja gleich im Nebenzimmer. Und man will ja nichts übersehen. Wer weiss, ob sich hinter der Beule am Kopf nicht doch eine Hirnblutung versteckt. Und schon sind sich Patient und Arzt einig: «Nur zur Sicherheit, dass alles in Ordnung ist.» Zahlen tut den teuren Apparatewahnsinn ja dann die Sozialversicherung.

Die Eintrittsgebühr in der Notfallstation ist eine soziale Notwendigkeit! Alternative Anlaufstellen gibt es genügend. Zum Beispiel die fast 1800 Apotheken, die in der ganzen Schweiz gut erreichbar vorhanden sind. Kleine Wunden, Insektenstiche und viele banale Gesundheitsstörungen können Apothekerinnen und Apotheker ohne weiteres abschliessend behandeln. Dies zu einem Bruchteil der Kosten, die in einer Notfallstation anfallen. Ausserdem verfügen die Apotheker über ausreichend medizinisches Fachwissen, um beurteilen zu können, wann der Besuch beim Hausarzt oder allenfalls tatsächlich in der Notfallstation angebracht ist.

Eine Gebühr wird die Konsumenten zum Nachdenken bringen. Gutes Zureden nützt nichts. Wie gelang es, Generika zu fördern? Über das Portemonnaie. Wer trotz vorhandenen Generika beim Original bleiben will, muss seit einigen Jahren 20 statt nur 10 Prozent Selbstbehalt bezahlen. Diese Änderung führte damals der Bundesrat ohne lange zu fragen, ob es allen passt, einfach ein. Die Kantone sollten bei den Notfallstationen ihrer Spitäler dasselbe tun. Zu befürchten ist allerdings, dass etliche Spitäler ihre Notfallstationen bereits als sprudelnde Einnahme- und Patientenakquisitionsquelle entdeckt haben, und sich gegen die Einführung einer Eintrittsgebühr stemmen werden. Weitere Kostenexplosion garantiert.

Man muss nicht lange rechnen: Jeder Bagatellfall, der in der Apotheke behandelt werden kann, schont das Budget der Krankenversicherung. Die Apotheken sind Partner für eine finanziell tragbare Grundversorgung. Es ist an der Zeit, ihre Leistung zu anerkennen und sie gleichberechtigt in die Grundversorgungskonzepte einzubeziehen!

https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-notfallstationen-herzinfarkte-und-flip-flop-faelle-ld.1304935 

Foto © MR Fotolia.com

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