Informiert im Gesundheitswesen

Aus für das «Konstrukt Hüffenhardt» von DocMorris

Robot's hand types on keyboard. 3D illustration

Dass bei DocMorris das Know-how für juristische Tricks wichtiger zu sein scheint als das pharmazeutische, ist nicht neu. In Deutschland musste die Zur-Rose-Tochter allerdings eine ihrer juristisch ausgefeilten Angebote einstellen. Das «Konstrukt Hüffenhardt» ist nicht erlaubt. Der Kniff geht so: In der kleinen Gemeinde Hüffenhardt stellte DocMorris einen «Arzneimittel-Abgabeautomaten mit Videoberatung» auf. Die Kunden sollten dort Medikamente so ähnlich wie am Zigarettenautomaten kaufen können. Natürlich musste man das ganze etwas aufpeppen, das war den Juristen bei DocMorris klar. Deshalb die Videoberatung, und ein Apotheker oder eine PTA in Heerlen mussten die Medikamente noch freigeben, bevor sie entnommen werden konnten. Das sei, argumentiert man bei DocMorris, nur eine besondere Spielart des Versandhandels. Dass dieses Argument nicht ganz koscher ist – ja – auch das wissen die ZurRoseDocMorris-Juristen. Also griffen sie zu einem weiteren juristischen Trick. Der Apparat gehört gar nicht DocMorris, sondern einer Firma namens Tanimis BV. Zwar ist auch sie eine 100%-Tochter von Zur Rose, aber sie betreibt den Automaten juristisch gesehen eben nicht selbst. Und noch eine juristische Zauberei hat man sich in der Rechtsabteilung von DocMorrisZur Rose einfallen lassen. Die Medikamente im Apparat werden von einem nicht genannten Pharmagrossisten geliefert und dort «gelagert». Erst wenn ein Kunde sie kauft, gehen sie kurz vorher noch schnell in den Besitz von DocMoris über, und schwupp, ist auch die Klippe überwunden, dass Medikamente eigentlich nur von vom Gesetz dazu befugten Fachpersonen und Firmen verkauft werden dürfen.

Wer mag, lese die ganze Klüngelei im Detail nach (siehe untenstehenden Link). Fakt ist, dass inzwischen vier Urteile gegen DocMorris vorliegen, die diese neueste Machenschaft unterbinden. Das Konstrukt Hüffenhardt ist ausser Betrieb. Angst um die Hüffenhardter muss man keine haben. Es gibt in der Umgebung 22 öffentliche Apotheken! Es geht bei ZurRoseDocMorris offensichtlich einmal mehr einzig darum, die Gesetze auszureizen, um möglichst ohne Fachpersonal und ohne die gesetzlich vorgeschriebene Infrastruktur Medikamente verkaufen zu können.

Falls das ein Testmodell auch für die Schweiz sein sollte – man denke an die ZurRose-Verkaufsstellen in Kinderzimmergrösse, die das Unternehmen zusammen mit der Migros plant – ist zu hoffen, dass auch die hiesigen Richter dem zweifelhaften Geschäftsgebaren Einhalt gebieten.

http://www.xing-news.com/reader/news/articles/788311?link_position=digest&newsletter_id=23488&toolbar=true&xng_share_origin=email

22. Juni 2017

Foto © Tatjana Shepeleva Fotolia.com

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