Informiert im Gesundheitswesen

Arztpraxen sind derzeit die grössten Kostentreiber

surgery, medicine and people concept - group of surgeons in operating room at hospital looking into camera

Gemäss den neuesten Prognosen der Konjunkturforschungsstelle KOF steigen die Kosten im Gesundheitswesen dieses Jahr und im Jahr 2018 je um 3,9% und liegen dann erstmals höher als 10‘000 Franken pro Kopf. Das stärkste Wachstum der Ausgaben orten die Forscher der ETH bei den Arztpraxen und schreiben, dass Einsparungen bei den Medikamentenpreisen die Gesundheitskosten nur geringfügig eindämmen. «Der Bundesrat strebt mit seiner «Strategie Gesundheit 2020» mittel- bis langfristig erhebliche zusätzliche Ein­sparungen an. Im Prognosezeitraum bis Ende 2018 sind die Kostenfolgen der im Rahmen dieser Strategie geplanten Massnahmen – ausser im Medikamentenbereich – bislang noch nicht konkret genug, um sie in der Prognose berücksichtigen zu können.» Apotheker wissen nur zu gut, was das heisst. Preisüberwacher, Santésuisse, Bundesrat und Medien beten das Mantra von den angeblich zu hohen Medikamentenpreisen herunter und drücken weiterhin auf Preise und Margen, haben aber keine griffigen Massnahmen parat, um die wahren Kostentreiber in die Schranken zu weisen. In Arztpraxen und Spitälern wird ungebremst Umsatz gebolzt.  Medizinisch nicht indizierte Operationen und Therapien, exzessiver Einsatz von Diagnosegeräten, übermässige Abgabe von Medikamenten in der Arztpraxis (SD) und weitere Überversorgung sind an der Tagesordnung. Wer es nicht glaubt, lese den Jahresbericht eines Spitals. Generiert eine Abteilung nicht genügend Umsatz, hinterfragt die Spitalleitung nicht etwa das Angebot und schafft es gegebenenfalls ab, wie das jeder Betrieb in der Privatwirtschaft tun würde und auch müsste. Nein, man redet davon, wie die Bevölkerung besser «sensibilisiert» und auf das Angebot aufmerksam gemacht werden könnte. Der interne Motivator sind dann Ärzteboni, die ja auch nicht für die Verschreibung von Kamillentee und Bettruhe bezahlt werden, sondern für handfeste Umsatzziele. Wehe den Patienten, die solchen Institutionen in die Fänge geraten!

Die vernünftigere Strategie wäre, sich auf die kostengünstigen Möglichkeiten der Grundversorgung zu besinnen. Dazu gehören aus verschiedenen Gründen auch die Apotheken. Bagatellen sollten wenn immer möglich niederschwellig und kostengünstig in der Apotheke behandelt und nicht in Notfallstationen von Spitälern durch jeden Scanner, der dort herumsteht, geschleust und zu potentiellen Risikofällen aufgebauscht werden. Ebenfalls hinreichend erwiesen ist, dass die Apotheke insbesondere bei der Prävention auch die gesunde Bevölkerung erreicht. Nicht zuletzt gehört die Apotheke ins Netzwerk der Grundversorger als Schaltstelle für die sichere Medikamententherapie. Dazu gehören Polymedikations-Check, Verbesserung der Therapietreue, Vier-Augen-Prinzip bei Verschreibungen und andere Dienstleistungen mehr. Dafür müssen die Apotheker adäquat bezahlt werden. Sie werden auch dann immer noch mit Anstand die kosteneffizientesten Partner im Gesundheitswesen bleiben.

https://www.kof.ethz.ch/news-und-veranstaltungen/medien/medienmitteilungen/2016/12/kof-prognose-der-gesundheitsausgaben-unveraenderte-dynamik-bis-2018.html

https://www.medinside.ch/de/post/gesundheitsausgaben-steigen-auf-ueber-10-000-franken-pro-kopf-und-jahr

14. Juni 2017

Foto © Syda Productions

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