Informiert im Gesundheitswesen

Unheilige Allianz von Bundesrat und Krankenkassen

SchadenfreudeEs braucht dringend Korrekturen bei der Abgeltung der Apotheker. Diese Forderung ist Thema der neuesten Ausgabe von Dosis, News aus der Gesundheitspolitik, von Pharmasuisse. Die Rolle des Apothekers hat sich gewandelt. Das hat der Bundesrat in seinem Bericht vom 12. Oktober 2016(1) sehr gut dokumentiert. Allerdings ist die Finanzierung des effizienzsteigernden Einsatzes der Apotheker in der Grundversorgung noch zu suchen. Dem sollten die Krankenkassen Rechnung tragen.

Dort macht man es sich aber immer noch ziemlich einfach. Viele Krankenkassen – insbesondere jene unter dem maroden Dach von Santésuisse – ziehen Vertragsverhandlungen mit Leistungserbringern in die Länge und provozieren einen vertragslosen Zustand. Dies offenbar mit dem Ziel, die Entscheidung dem Bundesrat zu überlassen.

Wenn dann der Bundesrat entscheiden muss, weil es zu keinem Vertrag gekommen ist, übernimmt  dieser erfahrungsgemäss nicht die Rolle des neutralen Schiedsrichters.  Unter dem Druck von Preisüberwacher und Santésuisse ist er geneigt, einfach die Marge zu senken. Damit belohnt der Bundesrat die Versicherer für das Scheitern der Verhandlungen. Das kann nicht das richtige Signal sein!

Eine weitere unschöne Seite daran ist, dass sich Bundesrat und Santésuisse der Lobeshymnen durch unkritische Medien gewiss sein können, wenn sie den Leistungserbringern Wasser verordnen, sprich: Sparpotentiale in Bereichen herbeireden, wo die Zitrone längst ausgepresst ist. Fakten werden ignoriert. Fakt ist zum Beispiel, dass bei 71 Prozent der rezeptpflichtigen Medikamente, die in der Apotheke verkauft werden, der Fabrikabgabepreis unter 30 Franken liegt, bei 56 Prozent sogar unter 15 Franken. Fakt ist ebenfalls, dass seit 2010 der Ertrag pro Packung um fast 10 Prozent gesunken ist.

Das Vorgehen der Krankenkassen ist unverantwortlich. Die einseitigen Entscheidungen zuungunsten der Leistungserbringer bringen immer mehr Apotheken in wirtschaftliche Bedrängnis. Es wäre für Kassenvertreter an der Zeit, mit ihren wenig konstruktiven Klischees betreffend Medikamentenpreise aufzuräumen und gemeinsam mit den Apothekern nach innovativen Lösungen zu suchen. 

Dennoch verkaufen Preisüberwacher, Santésuisse und Medien der Öffentlichkeit Preis- und Margensenkungen bei den Medikamenten als Lösung der Probleme im Gesundheitswesen.
Und für die Medien ist es einfacher, die Pressmitteilungen von Santésuisse mit ihrem plakativen angeblichen Millionensparpotential im Copy-paste-Verfahren zu veröffentlichen, als über die konstruktiven Vorschläge aus der aktuellen Ausgabe von Dosis zu berichten.

http://www.pharmasuisse.org/data/docs/de/7334/dosis-Nr-77-Juni-2017.pdf?v=1.0

1 Positionierung der Apotheken in der Grundversorgung. Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats Humbel (12.3864) vom 27. September 2012

1. Juni 2017

Foto © Cara-Foto Fotolia.com

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