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Ein Hausarzt hat genug vom Administrationsalbtraum

Schild 106 - PraxisJosef Widler ist Hausarzt und Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich. Und er hat genug vom «kafkaesken Administrationsalbtraum», den ihm «praxisferne Bürokraten der Krankenkassen» bereiten. In einem offenen Brief an Santésuisse-Präsident Heinz Brand macht er seinem Ärger Luft und lädt Brand zu einem Workshop in seine Praxis ein. Die Einladung zu dem Anlass, der am 3. Mai von 13.00 bis 17.30 Uhr stattfinden soll, richtet sich an einen exklusiven Personenkreis: Heinz Brand, Verena Nold, Gerhard Heuberger (Geschäftsführer tarifsuisse) sowie Vertreter von Curafutura und den Krankenkassen CSS, Helsana und Sanitas. An dem Workshop will er mit den insgesamt zehn Eingeladenen an der «Zukunft der Versorgung meiner Patienten und Ihrer Versicherten» arbeiten. Auf seiner Website kann man nachlesen, wo er Lösungsansätze sieht: Aufhebung des Kontrahierungszwangs, Vereinfachung des kostentreibenden Versicherungssystems mit KGV, UVG und IV, Abschaffung «nicht evidenzbasierter Qualitätskontrollen» (sic!), Verminderung der administrativen Belastung, Straffung des Leistungskatalogs und Zentralisierung der Spitzenmedizin. Der Mann traut sich was. Seine Vorschläge sind innerhalb der Ärzteschaft ja nicht unumstritten.

Der Tropfen, der für Widler das Fass offenbar zum Überlaufen brachte, ist die Kritik an den steigenden Kosten für Arbeiten in Abwesenheit des Patienten. «Sie wälzen Statistiken und stellen fest, was wir schon lange wissen», schreibt er in seinem Brief und zählt eine ganze Reihe von Aufgaben auf, die den administrativen Aufwand in Abwesenheit des Patienten «exorbitant» anwachsen liess.

Man kann den Ärger von Josef Widler verstehen. Apotheker können ein Lied davon singen, wie «in den Glashäusern sitzende Bürokraten», um es mit den Worten des Zürcher Arztes auszudrücken, über irgendwelche wild zusammengezimmerte «Studien» schwadronieren und damit sogar durchkommen, weil kaum ein Journalist sich die Mühe nimmt, den Faktencheck zu machen. Dies versucht nun Josef Widler mit seinem offenen Brief. Man darf gespannt sein, ob die geladenen Gäste seine Einladung zum Workshop tatsächlich annehmen oder ob Widler den Nachmittag alleine verbringen muss. Die Idee ist jedenfalls originell. Ein Realitäts-Check in der Apotheke wäre die Nachahmung wert.

http://www.aerzte-fuer-zuerich.ch/news/2017-03-10-wir-haben-genug-von-den-diffamierungen

http://www.josef-widler.ch

https://www.medinside.ch/de/post/hausarzt-laedt-zum-workshop-in-der-praxis 

14. März 2017

Foto © Thomas Reimer Fotolia.com

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