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Mengenausweitung – so funktioniert sie ganz unauffällig

dog food in circle stainless bowlSeit einigen Jahren können Krampfadern durch innere Verödung entfernt werden. Der grosse Vorteil: Die Behandlung kann ambulant in der Praxis eines Venenspezialisten ausgeführt werden. Der Patient verlässt den Behandlungsraum auf eigenen Beinen und kann sich nach zwei, drei Tagen Schonung wieder seiner normalen Alltagsbeschäftigung widmen. Er trägt noch ein paar Tage lang Kompressionsstrümpfe und geht zwei Mal in die Nachkontrolle. Fertig. Grosser Knackpunkt: Was soll diese Behandlung kosten? Und solange dies nicht klar war, zahlten die Krankenkassen nicht. Grundversicherte, die Krampfadern trotzdem auf die moderne Weise entfernen lassen wollten, mussten in die eigene Tasche greifen. Oder sie nahmen wohl oder übel den Gang ins Spital auf sich, mit allem Drum und Dran, das dort dazugehört. Narkose, zwei Tage bleiben, Pflege, alles in der Fallpauschale enthalten und entsprechend teuer. Für ein stationäres Stripping erhält ein Spital 5500 bis 7300 Franken. Und: Der Patient wird zwei Wochen krankgeschrieben.

Inzwischen haben sich die verschiedenen Akteure geeinigt. Die Hitzebehandlung wird nun voraussichtlich mit 2000 bis 2500 Franken pro Bein vergütet. Alles bestens? Naja, kommt darauf an, wie man es betrachten will, denn jetzt setzt die Entwicklung ein, die immer wieder zu beobachten ist. Die Behandlung wird einfacher, kostet weniger – und wird häufiger angewendet. Einerseits weil es mehr Anbieter gibt, andererseits weil auch die Versicherten unter den erleichterten Bedingungen schneller bereit sind, sich einer Krampfaderentfernung zu unterziehen. Und die Krankenkasse wird bezahlen. Der Kniff ist einfach und etabliert: Auch nicht problematische Krampfadern werden zu relevanten Gesundheitsrisiken hochstilisiert und entfernt. Und dies durchaus mit dem Segen – oder gar der Forderung – der Versicherten. Da drehen die wahren Kostenspiralen aus. Und wohin schauen Bundesrat, BAG, Krankenkassenvertreter und sonstige «Experten»? Auf die Preise der Medikamente, die zum grössten Teil jetzt schon tief sind. Es wäre wirklich Zeit, allmählich etwas grundsätzlichere Gedanken zu wälzen.

Die Sendung Puls vom 23. Januar zeigt, wie der Mechanismus funktioniert.

http://www.srf.ch/sendungen/puls/krampfadern-herausnehmen-oder-veroeden

24. Januar 2017

Foto © pedphoto36pm Fotolia.com

 

 

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