Informiert im Gesundheitswesen

Übertherapie wird zum Thema in der Öffentlichkeit

Fotolia_71606114_XS«Overuse» heisst das Wort, das zum neuen Begriff im Gesundheitswesen geworden ist. Gemeint sind unnötige Therapien, die in Arztpraxen und Spitälern an der Tagesordnung sind. Dass diese problematische Entwicklung dem Image schadet und ein reales Problem ist, erkennt nun auch die FMH. Der Zentralvorstand hat sechs Punkte zu diesem Thema formuliert, in denen der Fachverband seinen Mitgliedern allerdings nur moderat an den Karren fährt. Man will es verständlicherweise nicht verscherzen mit der eigenen Klientel, und man darf – auch das soll betont sein – nun auch nicht alle Ärzte in einen Topf werfen. Aber es gibt schon deutliche Hinweise, dass es mit der rein evidence-basierten Medizin nicht überall zum Besten steht. Woher sonst kommen die teilweise eklatanten Unterschiede zwischen Kantonen oder Regionen bei den Fallzahlen zu Gelenkprothesen, Kaiserschnitten und Herzstents? Warum generieren SD-Ärzte 59 Franken mehr Medikamentenkosten pro Patient? Was sollen Ärzteboni anderes bewirken, als aus jedem Patienten möglichst viel Umsatz herauszuholen? Und warum fürchten sich alle vor der Aufhebung des Ärztestopps? Doch nur, weil jede Arztpraxis mindestens eine zusätzliche halbe Million Kosten verursacht. Und das ja wohl kaum, weil die Bevölkerung im Umfeld einer neuen Praxis plötzlich überdurchschnittlich von Krankheiten befallen ist. Der Grund liegt vielmehr darin, dass jeder Arzt ungehindert drauflos doktern kann, bis sein Umsatz stimmt. Und seine Patienten applaudieren dazu. «Der nimmt es sehr genau», heisst es lobend, und welcher Patient sieht sich nicht gern als medizinisches Wunder, das besondere Aufmerksamkeit benötigt. Der unheilvolle Kreis schliesst sich.

Zumindest bei alltäglichen Beschwerden gibt es eine kostengünstige Alternative: die Apotheke. Anders als beim Arzt zahlt der Kunde bei der Selbstmedikation in der Apotheke selbst. Das diszipliniert. Der Konsument schaut auf die Kosten und überlegt, ob er die Behandlung wirklich braucht. Deshalb einmal mehr: Gebt den Apothekern mehr Kompetenzen! Lasst sie impfen, in vernünftigem Rahmen rezeptpflichtige Medikamente abgeben und Bagatellerkrankungen eigenständig behandeln. Und gebt ihnen eine angemessene Entschädigung für ihre Dienstleistungen, eine angemessene Marge und vertretbare Publikumspreise bei den Medikamenten. Das kommt uns alle wesentlich günstiger zu stehen als die kostentreibende Übertherapie mit unnötigen Untersuchungen, überflüssigen Operationen und überbordender SD in Spitälern, Notfallstationen und Arztpraxen.

http://www.fmh.ch/files/pdf17/2016_02_01_Medienmitteilung_Less_is_more_D_DEF.pdf

https://www.medinside.ch/de/post/overuse-die-schweizer-aerzte-nehmen-stellung

19. Februar 2016

Foto © electrozebra.com Fotolia.com

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