Informiert im Gesundheitswesen

Boni für Ärzte machen Spitäler zu Hochrisikozonen für Patienten

heart disease, isolated white background

Wer krank ist, möchte sich darauf verlassen können, dass er nach rein medizinischen Kriterien behandelt wird. Darauf kann man zumindest in den Spitälern je länger je weniger vertrauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Spitalarzt einen Bonus erhält, wenn er möglichst viele Patienten operiert und durch die teuren Apparate schleust, steigt. Dass viele Spitäler von den Kantonen betrieben werden, schützt nicht vor dieser äusserst bedenklichen Unsitte. Auch dort scheint man es zumindest zu dulden, wenn Spitalleiter mit der Aussicht auf Boni ihre Ärzte antreiben, möglichst viele Behandlungen durchzuführen. Für den Patienten wird das Spital zur Hochrisikozone, weil er stets damit rechnen muss, dass man ihn als reinen Umsatzträger betrachtet, dessen Potenzial man möglichst ertragreich nutzen will. Das ist nicht nur ethisch mehr als verwerflich, es treibt auch die Kosten im Gesundheitswesen massiv in die Höhe.

Und was tun Bundesrat, Preisüberwacher und Medien nach wie vor? Sie ereifern sich in extenso über angeblich zu hohe Margen auf Medikamenten, die ohnehin nur noch zwei, drei Franken kosten, und rufen die Bevölkerung auf, ins Ausland zu brettern, um dort die angeblich so unglaublich viel billigeren Medikamente zu kaufen. Dass mit jeder unnötigen Operation Tausende von Franken an Kosten verursacht werden, scheint dagegen niemanden zu stören.

Und einmal abgesehen vom ökologischen Unsinn des Einkaufs im Ausland: Pharmafirmen müssen für jedes Präparat bei Swissmedic eine Zulassung beantragen, damit sie es verkaufen dürfen. Jedes Dossier ist meterdick und kostet nicht nur die Unternehmen sehr viel Geld, sondern auch die Steuerzahler, denn die meterdicken Dossiers werden ja von hochbezahlten Staatsangestellten akribisch geprüft. Selbst eine simple Adressänderung kostet happige Gebühren. Und dann sollen die Versicherten ihre Medikamente im Ausland kaufen, wo wir keinerlei Einfluss auf die dortigen Zulassungs-, Beschaffungs- und Qualitätsmodalitäten haben?

Interessant wäre auch mal die Rechnung, wie viele Staatbeamte wir beschäftigen für die unzähligen staatlichen Kontrollen, die angeblich zur Verbesserung des Gesundheitswesens dienen. Die Bilanz dürfte ernüchternd sein. Allein die Mehrwertsteuer übersteigt nicht selten die Marge für den Apotheker. Ganz zu schweigen von dem Heer an Beamten, das neu geschaffen wird, um Lieferengpässe zu überwachen, Qualitätskontrollen staatlich zu organisieren und irgendwelche Impfstoffe zu bunkern. Letzteres hatten wir schon mal bei der Schweinegrippe. Tonnen von Grippeimpfstoff und Tamiflu sind ungenutzt verrottet und mussten schliesslich entsorgt werden. Das war ein millionenteures Debakel, und wir sind drauf und dran, es zu perpetuieren.

Aber eben, man ereifert sich lieber über Medikamente mit einem Publikumspreis von 2.75 Franken.

http://www.srf.ch/news/schweiz/aerzte-und-boni-jeder-eingriff-zaehlt

http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/kassen-und-pharma-streiten-ueber-im-ausland-gekaufte-medikamente-129968019

  1. Januar 2016

Foto © Olexandr Fotolia.com

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