Informiert im Gesundheitswesen

Tiefstpreise sind ein Sicherheitsrisiko

spinning rouletteDie Forderung nach Tiefstpreisen bei Arzneimitteln und Medizinalprodukten ist ein Dauerbrenner. Kaum jemand macht sich dabei Gedanken über die Sicherheit. Aber genau darin liegt ein nicht zu unterschätzender Knackpunkt. Deutsche Patienten müssen bereits damit leben, dass sie ein gewisses Risiko eingehen, auch in der öffentlichen Apotheke gefälschte Ware zu erhalten. Die deutschen Apotheker werden nämlich vom Staat zu Parallelimporten gezwungen. Sie müssen einen Teil ihrer Ware bei Importeuren beziehen. Diese kaufen, damit sich das Geschäft lohnt, logischerweise dort ein, wo sie die günstigsten Preise bekommen. Mit der Folge, dass die Herkunft der Arzneimittel nicht mehr in jedem Fall bis zurück zum Hersteller nachvollzogen werden kann. Besonders gross ist der Druck auf die hochpreisigen Produkte wie HIV- und Hepatitis-Medikamente und Krebsmittel. Bereits sind in Deutschland Fälschungen des Krebsmittels Sunitinib aufgetaucht, und auch bei HIV- und Hepatitis-Medikamenten tauchten schon mehrfach Fälschungen auf. Grund dafür ist der staatliche Preisdruck, der die auf solche Therapien spezialisierten Apotheker zwingt, sich mit günstigerer Ware aus dem Ausland einzudecken. Die Handelswege lassen sich dabei nicht immer lückenlos nachvollziehen. Die Apotheker nehmen nun die Importeure in die Pflicht mit einem «Herkunftsicherstellungsbogen». Denn solange die Warenströme nicht nachvollziehbar seien, sagt ein an dem Projekt beteiligter Apotheker, könne für die Sicherheit nicht garantiert werden.

Solche Szenarien verunsichern nicht nur die Apotheker, sondern auch die Konsumenten. Bereits gibt es Patienten, die – durch Medienberichte aufgeschreckt – keine importierten Medikamente mehr wollen. Einen Weg daran vorbei gibt es allerdings nicht ohne weiteres. Wenn die Krankenversicherung nur einen Mindestpreis vergüten, heisst es für den Patienten, die Differenz aus der eigenen Tasche bezahlen zu müssen. Aber selbst dann ist das Problem keineswegs aus der Welt geschafft. Pharmafirmen halten zunehmend die Lagerbestände klein. Es genügen dann eine Panne bei der Produktion oder eine kurzfristig steigende Nachfrage, und der Lieferengpass ist da. Bei den minimalen Margen, die der Staat den Apothekern lässt, können diese ebenfalls keine grossen Lager halten.

Wir sollten uns in der Schweiz gut überlegen, ob wir ähnliche Szenarien riskieren wollen. Ein Mindestpreissystem à la Berset und die von Konsumentenschützern, Preisüberwacher und anderen «Gesundheitsexperten» geäusserte Forderung, die Krankenkassen sollten auch Medikamente, die im Ausland gekauft wurden, vergüten müssen, würden die Schweizer Konsumenten mit der Gefahr von Fälschungen und Versorgungslücken bezahlen.

http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/arzneimittelfaelschungen-apotheker-durchleuchten-importeure/

http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/krankenkassen-kkh-zweifelt-an-import-rabattvertraegen/

10. August 2015

Foto © adimas Fotolia

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