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Polypharmazie – Apotheke kann helfen

Fotolia_82786774_XSDie Basler Zeitung vom 20. Mai thematisiert unter dem Titel «Pillencocktail kann gefährlich werden» die als Polypharmazie bezeichnete Einnahme von fünf und mehr Medikamenten. Dies kommt bei älteren Personen häufig vor und ist ein Problem. Einerseits sinkt die Compliance markant, weil ältere Menschen mit ihrem Medikamentencocktail überfordert sind. Dann landen kostbare Medikamente im Müll. Andererseits sind bei so vielen Medikamenten Wechselwirkungen kaum mehr zu vermeiden, und deren Auswirkungen sind unter Umständen wenig spezifisch – zum Beispiel unerklärbare Stürze – und führen womöglich zu einer neuen «Diagnose» mit weiteren Medikamenten.

Es braucht also zwingend eine regelmässige kritische Überprüfung der Medikation. Und da liegt der Hund begraben. So lange Ärzte in ihrer Praxis Medikamente verkaufen dürfen, haben sie wenig Interesse daran, ihren Patienten so wenige Medikamente wie möglich abzugeben. Sie würden damit ihren Umsatz schmälern. Ausserdem müssten sie ihre eigenen Verschreibungen kritisch hinterfragen. Das funktioniert doch nicht. Da braucht es eine aussenstehende Fachstelle, und das ist die Apotheke. Dort werden Polymedikations-Checks durchgeführt, mit dem entscheidenden Vorteil, dass das Vieraugenprinzip zum Tragen kommt und dass Compliance-Probleme viel besser diskutiert werden können. Welcher Patient wagt es schon, seinem Arzt zu sagen, dass er die Tabletten, die dieser ihm regelmässig in die Hand drückt, gar nicht einnimmt. Lieber trägt er die neue Grosspackung aus der Praxisapotheke des SD-Arztes schweigend nach Hause und legt sie zu den anderen ungebrauchten Packungen in den Schrank. Das sind keine Märchen, sondern das ist Realität. Nicht von ungefähr werden bei Wohnungsräumungen von verstorbenen älteren Personen ganze Müllsäcke mit praktisch unangetasteten Medikamenten gefüllt. Insgesamt für mehrere hundert Millionen Franken jährlich!

Fazit: Schafft endlich diese unsinnige, rundum patientenunfreundliche und teure SD ab! Wenn der Bund behauptet, selbstdispensierende Ärzte würden die Kosten nicht in die Höhe treiben, dann blenden die Bundesbeamten die ganz alltäglichen Kostentreiber aus. Und ganz sicher mindert die SD die Qualität der Medikation.

21. Mai 2015

Foto © grafikplusfoto Fotolia

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