Die Europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel EMA hat 52 Arzneimittel identifiziert, die nicht mehr verkauft und verschrieben werden sollen. Grund dafür sind vermutete Mängel bei den Studien für die Zulassung. Im Fokus steht die indische Firma GVK Biosciences (GVK BIO), siehe Beitrag im 3-min.info vom 17. Dezember 2014. Da es sich bei den beanstandeten Medikamenten um Generika handelt, sind nicht alle der insgesamt mehr als 1000 unter Verdacht geratenen Präparate aus 30 Ländern betroffen. Für viele seien genügend Daten aus anderen Quellen vorhanden, hiess es von den Behörden. Für die verbliebenen 52 Medikamente sieht die EMA aber Grund genug, die Zulassung zu sistieren. Gemäss Zeitungsberichten sind in Deutschland 80 Präparate betroffen. Die Apotheker erfuhren offenbar aus den Medien davon. Sie wurden überrannt von verunsicherten Kunden. Was die Sache besonders schwierig macht: Die Medikamente sind nicht gesundheitsgefährdend. Es handelt sich um Generika, die per definitionem altbekannte Wirkstoffe enthalten. Beanstandet werden manipulierte Zulassungsunterlagen. Das sind zwei Paar Stiefel, nur nützen solche Differenzierungen wenig. Jede Sistierung weckt Misstrauen, der Schaden ist angerichtet.
Die Schweiz ist vorerst nicht betroffen. Ausgeschlossen sind solche Vorfälle aber auch bei uns nicht. Der anhaltende Preisdruck führt dazu, dass jeder gezwungen ist, nach dem billigsten Angebot Ausschau zu halten. Dass man es nicht in allen Ländern dieser Welt so genau nimmt mit den Qualitätsanforderungen ist nicht neu. Aber solange Gesundheitsminister Berset und seine Mitstreiter der Meinung sind, in der Schweiz sei am Ende der langen Kette von Forschung über Produktion bis zur Verteilung über Grossist und Detailhandel ein Publikumspreis von ein paar wenigen Franken für ein Medikament immer noch zu viel, werden wir solche Risiken auf uns nehmen müssen.
https://www.3-min.info/3min/?p=8956
28. Januar 2015
Foto © Composer – Fotolia
