Informiert im Gesundheitswesen

Mediziner rücken in Zentrumsnähe

Fotolia_48951947_XSImmer mehr Arztpraxen lassen sich in der Nähe der grossen Pendlerströme nieder. Besonders Bahnhöfe sind attraktive Orte, denn hier können Patienten auf dem Arbeitsweg noch schnell den Arzttermin wahrnehmen, und für die lokale Bevölkerung ist die Lage von Ärzten, Zahnärzten und Therapeuten beim oder im Bahnhof ideal, weil Bahnhöfe auch von den lokalen öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erschlossen sind und gleichzeitig ein grosses Angebot an Einkaufsmöglichkeiten mit ausgedehnten Öffnungszeiten haben. Der Trend Richtung Bahnhöfe wird sicherlich anhalten. Vor allem jüngere Leute haben oft keinen Hausarzt, sie sind mobil und vom allgemeinen Konsumangebot rund um die Uhr gewohnt, alles sofort haben zu können. Einen Arzttermin drei Wochen im Voraus abmachen zu müssen, passt schlecht in diesen Lebensstil.

Dieser Trend müsste eigentlich zu einer Annäherung zwischen Ärzten und Apothekern führen. Die Apotheken sind seit vielen Jahren dem harten Wettbewerb ausgesetzt und daher schon längst auf gut frequentierte Standorte angewiesen, um überleben zu können. Wenn nun Arztpraxen und Therapeuten ebenfalls an diese Standorte nachrücken, ist es ein Gebot der Stunde, zusammenzuarbeiten. Es gibt spätestens jetzt keinen einzigen plausiblen Grund für die SD mehr. Und auch die ständig wiederholte Unterstellung der Ärzte, Apotheker seinen nicht qualifiziert für Impfungen und andere Dienstleistungen, lässt sich mit der räumlichen Nähe nicht aufrecht erhalten. Sollte tatsächlich einer der extrem seltenen Fälle eintreten, bei denen notfallmässig ein Arzt gebraucht wird, befindet er sich ja nun im selben Gebäude.

Noch etwas könnte eine Chance für die Apotheker sein. Immer mehr Ärzte und vor allem die zunehmende Zahl an Ärztinnen wollen nicht mehr selbständig arbeiten, sondern ziehen Teilzeitanstellungen vor. Vor diesem Hintergrund bietet es sich doch eigentlich an, dass der Apotheker, in der Mehrzahl immer noch selbständiger Unternehmer, eine Arztpraxis in seine Apotheke integriert oder sie in der Nähe einrichtet. Das würde die Gesundheitsversorgung auf einen Schlag modernisieren, denn man kann davon ausgehen, dass von Apothekern betriebene Arztpraxen mit effizienten IT-Systemen ausgerüstet wären. Diskussionen um das eRezept und das elektronische Patientendossier wären augenblicklich vom Tisch. Ausserdem könnte die Apotheke die Ärzte entlasten, indem sie einen Teil der Rezeptionsarbeit der Arztpraxis übernimmt, wie Termine abmachen, administrative Aufgaben erledigen etc.

Falls nun jemand aufschreit, die wirtschaftliche Nähe zwischen Arztpraxis und Apotheke wäre problematisch, sollte sich dann ehrlicherweise fragen, wie es denn mit der Problematik der SD steht und damit, dass von der öffentlichen Hand mitfinanzierte Spitäler zunehmend Apotheken und Ambulatorien in ihren Betrieb integrieren und ihren Chefärzten Boni bezahlen. Da wäre eine von einem Apotheker betriebene Arztpraxis vergleichsweise leicht zu überprüfen und sehr viel transparenter.

http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/der-bahnhof-entwickelt-sich-immer-mehr-zum-gesundheitszentrum-128637499

12. Dezember 2014

Foto © davis – Fotolia

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