Die Fachleute fürs Medikament sind die Apotheker, nicht die Ärzte

In der Sendung 10 vor 10 vom 6. Mai ging es um die Revision des Heilmittelgesetzes. Sollen Apotheker zusätzliche Kompetenzen erhalten, auch rezeptpflichtige Medikamente abgeben zu dürfen, und sollen der SD-Arzt bei jeder Medikamentenabgabe routinemässig ein Rezept ausstellen müssen? Klar, dass diese Änderungen die Ärzte auf die Palme bringen. Urs Stoffel, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich, spricht in der Sendung den Apothekern die Kompetenz zur Abgabe von rezeptpflichtigen Medikamenten rundweg ab. Schon klar, dass er das tut. Eine unmissverständliche Antwort kommt von Marcel Mesnil, Generalsekretär von Pharmasuisse: «Wir sind ja gerade die universitären Fachleute im Medikamentenbereich. Wo ist also das Problem?» Genau, finden wir auch. Wenn nämlich die Patienten tatsächlich die Wahlfreiheit hätten, ihre Medikamente zu beziehen, wo sie wollen, dann wäre das obligatorische Rezeptschreiben auch beim SD-Arzt kein Thema. Ganz offensichtlich klappt das mit der Wahlfreiheit aber nicht. Margrit Kessler, Präsidentin der Schweizerischen Patientenorganisation SPO, erhält immer wieder Klagen von Patienten, die selbst auf ausdrückliche Bitte hin kein Rezept von ihrem Arzt erhalten und gar unter Druck gesetzt werden. Diesen Patienten bleibt nichts anderes übrig, als sich weiterhin die Medikamente vom SD-Arzt aufoktroyieren zu lassen oder den Arzt zu wechseln. Was in einem Kanton, in dem die SD erlaubt ist, gar nicht so einfach ist. In der Konsequenz bedeutet dies, dass nicht nur die Wahlfreiheit beim Medikamentenbezug nicht vorhanden ist. Die SD schränkt auch die freie Arztwahl massiv ein. Wo soll denn ein Patient hingehen, wenn alle Ärzte im Umkreis Medikamente verkaufen? Schöne Worte der SD-Ärzte hin oder her, in einem SD-Gebiet haben sie ihre Patienten im Würgegriff. Das obligatorische Rezeptschreiben ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung.