In den AZ Medien ist am 23.8.2018 ein Artikel von Anna Wanner zum Thema „So sollen bei Medikamenten bis zu 800 Millionen Franken gespart werden“ erschienen.
Der IFAK Verein hat an die Blätter zwei Leserbriefe geschrieben, welche wir unseren Lesern hier gerne publizieren. Wir sind gespannt, ob die Leserbriefe in den Zeitungen auch veröffentlicht werden.
Lesen Sie heute den ersten Leserbrief von Claus Hysek.
Leserbrief
von Claus Hysek, Präsident IFAK Verein
So sollen bei Medikamenten bis zu 800 Millionen Franken gespart werden
Hätten Journalisten nicht die Pflicht, sich vor einer Veröffentlichung ihrer Artikel Gedanken zu den Aussagen zu machen und diese kritisch zu hinterfragen, anstatt tendenziöse Statistiken abzuschreiben?
Wenn man die Tabelle der Pantoprazol Zahlen anschaut, fällt Folgendes auf: würde man den Mittelwert der Tablettenpreise in den vier günstigsten Ländern nehmen, kommt man auf 6.75 Rappen pro Tablette. Der Mittelwert der fünf übrigen Länder ergibt einen Wert von 33.20 Rappen. Da besteht doch ein grosser Unterschied und anstatt dies pauschal auf die teure Schweiz zu münzen, müsste man sich Gedanken machen, ob da nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Unterscheiden sich die Vergütungen in den Gesundheitswesen nicht wesentlich?
Wenn man schreibt, dass für ein Medikament mit 100 Tabletten CHF 3.55 bezahlt werden, sollte man sich die Frage stellen, wie dies überhaupt möglich ist?! Für ein Arzneimittel, welches viele personalintensive Arbeitsschritte von Fachpersonen erfordert – von der Bestellung bis zur Fakturierung an die Krankenkasse – wird bei diesem Preis kein Mehrwert geschaffen! Ein Medikament mit 100 Tabletten ist halb so teuer wie 20 Zigaretten!?
Noch erstaunlicher ist, bei der abgebildeten Tabelle von curafutura zu Pantoprazol, es gibt die gleiche Tabelle bei santésuisse (siehe Link unten). Nur unterscheiden sich die Zahlen der beiden Tabellen massiv. Interessant ist, dass für beide Tabellen die gleiche Person, Andreas Schiesser, verantwortlich ist. Der Preis für eine Tablette Pantoprazol in Schweden beträgt bei santésuisse 55 Rappen und bei curafutura 13 Rappen, in Dänemark sind es analog 24 Rappen versus 6 Rappen. Alleine dieser Unterschied relativiert das Fantasie-Einsparpotential von 800 Millionen Franken und die Glaubwürdigkeit der abgebildeten und einfach abgeschriebenen Tabelle.
Es wäre schön, wenn die Betrachtungsweise der Journalisten etwas differenzierter erfolgen würde.
Link zu santésuisse Grafik: https://www.monsieur-sante.ch/de/2016/02/09/enormes-sparpotential-bei-generika-beispiel-von-pantoprazol-mepha/
Für unsere Leser drucken wir die beiden Grafiken von Curafutura und santésuisse zur Veranschaulichung hier ab: