Wir haben gestern den ersten Leserbrief zum Artikel der NZZ vom 23.07.18 Migros will Arzneimittelmarkt aufmischen
Hier erscheint der zweite zum gleichen Thema von einer etwas anderen Seite kritisch beleuchtet:
Leserbrief
von Claude Houriet
Wahlfreiheit, da Medikamente ohne grosse Risiken und Nebenwirkungen
Das Zitat «Für den Migros-Mann Schläpfer sind dies Scheinargumente. Es habe in Deutschland noch keinen Fall gegeben bei dem jemand wegen Interaktionen mit Johanniskraut-Produkten zu Schaden gekommen sei.» lässt mich aufhorchen. Solche absoluten Aussagen sind sehr gefährlich, denn sie sind mit Sicherheit falsch und verleiten dazu, die Selbstmedikation zu verharmlosen und als sicher darzustellen.
Vielmehr sollte man abwägen was mit geringem Risiko versehen ist (wissend, dass ein «null Risiko» per se nicht existiert) und wo es die Unterstützung der Medizinal-Person und ihrem Fachteam benötigt.
Dass die Fachperson häufig nötig ist kann mit einer Deutschen Studie bekräftigt werden: 39.5% der Patienten die ihr Leiden mit Hilfe von Selbstmedikation behandeln wollten, wurden vom Apotheker dem Arzt überwiesen und bei 28.1% der Fälle wurde ein effizienteres Medikament empfohlen. (Quelle: Nature and frequency of drug-related problems in self-medication; Christine Eickhoff et all.; PDS Pharmacoepidemiology & Drug Safety, Sept. 2011).
Ja, Selbstmedikation richtig angewendet spart Kosten, jedoch braucht es häufig den Rat eines Profis um gravierende Gesundheitsprobleme zu verhindern. Ob die Migros dies erbringen kann bezweifle ich sehr.
Das mit der Wahlfreiheit wird auch so eine Sache. Warum gibt es das Gurtenobligatorium? In einem regulierten Markt darf zum Wohle der Allgemeinheit nicht jeder alles.