Informiert im Gesundheitswesen

Rückruf Valsartan – eine unheilvolle Entwicklung nimmt ihren Lauf

Am 11. Juli rief Swissmedic zu einem Rückruf von Valsartan-Produkten auf. Sie stammen vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical. «Es besteht das Risiko, dass einzelne Chargen während der Produktion mit dem wahrscheinlich krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin verunreinigt wurden», schreibt Swissmedic.

Auf Szenarien dieser Art sollten wir uns einstellen. Die Billigstpreisstrategie von Gesundheitsminister Berset zwingt die Arzneimittelindustrie, ihre Werke in Billiglohnländer zu verlegen bzw. Produkte von dortigen Herstellern einzukaufen. Der Preisdruck führt darüber hinaus dazu, dass gewisse Wirkstoffe zunehmend nur noch aus wenigen Werken oder sogar nur noch von einem einzigen Hersteller stammen. Passiert dort ein Zwischenfall, bricht die ganze Kette zusammen. Lieferausfälle über Monate sind bald keine Ausnahme mehr, sondern die Regel.

Die Kosten dieser Entwicklung sind um Faktoren grösser als die vermeintliche Ersparnis, die Alain Berset und his masters voice und teuerster Taschenrechner der Welt Stefan Meierhans bei jeder Gelegenheit herbeireden.

Man rechne sich mal aus, was die Mahnung, die Swissmedic den vom Rückruf betroffenen Patienten und Ärzten mit auf den Weg gibt, an Kosten auslöst:

«Patientinnen und Patienten, die valsartanhaltige Arzneimittel einnehmen, dürfen diese keinesfalls ohne Rücksprache mit ihrem Arzt absetzen:

  • Das gesundheitliche Risiko bei einem eigenmächtigen Absetzen der Medikamente liegt um ein Vielfaches höher als das mögliche Risiko durch die gemeldete Verunreinigung
  • Nicht alle zugelassenen Arzneimittel, die den Wirkstoff Valsartan enthalten, stammen vom betroffenen Hersteller. Aktuell wird geprüft, welche Präparate und Chargen mit Wirkstoffen der Firma Zhejiang Huahai Pharmaceutical hergestellt wurden.»

Beamtenlöhne, Arzthonorare, Spitalkosten wegen Zwischenfällen, wenn verunsicherte Patienten das Medikament doch absetzen, administrativer Aufwand für die Suche nach alternativen Medikamenten – die Liste der kostenträchtigen Folgen solcher Rückrufaktionen ist lang und kostet sehr viel Geld. Und diese Spirale wird sich weiterdrehen. Festpreissystem, staatlich verordnete Preissenkungen und unseriöse Auslandvergleiche sind für Bundesrat, Preisüberwacher und Krankenkassenvertreter immer noch schlagzeilenträchtiger als die Suche nach echten Lösungen. Die unselige Fixierung auf Billigstpreise kommt uns teuer zu stehen!

1 Kommentar zu „Rückruf Valsartan – eine unheilvolle Entwicklung nimmt ihren Lauf“

  1. Bernhard Güntert

    Die Verlegung von Produktionsstätten in Billiglohnländer findet man in vielen Branchen. Dass BR Berset die Ursache dafür ist, dass dies auch im Pharmabereich stattfindet, ist m.E. schon sehr gewagt. Der Pharmamarkt Schweiz ist im internationalen Vergleich doch bescheiden, die Preise im internationalen Vergleich noch immer eher hoch, dies trotzt bundesrätlichen Anstrengungen die Preise zu senken. Die Einführung eines Referenzpreissystems ist zudem nicht eine Billigstpreisstrategie. Der Einfluss der Schweiz auf den globalen Trend Produktionskosten zu senken, Produktionen zu verlagern und auf wenige Hersteller oder einen einzigen zu konzentrieren ist minimal. Eine Pharma-Hochpreisinsel Schweiz ist keine Lösung. Lösungen müssen global oder zumindest europaweit gesucht werden.

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: