Informiert im Gesundheitswesen

Kassenbosse lassen sich vergolden

Sie lassen sich Löhne bezahlen, von denen selbst Bundesräte weit entfernt sind. Krankenkassenbosse greifen, wenn es um ihre eigene Entschädigung geht, tief in den Prämientopf. Das macht die Sonntagszeitung vom 20. Mai publik. Spitzenreiter ist Thomas Szucs, Präsident der Helsana. Er kassiert für sein Mandat, das laut Fachleuten etwa einem 30-Prozent-Pensum entspricht, gut 308‘000 Franken. Aber auch seine Kollegen greifen kräftig zu, und die CEO lassen sich – wen wundert‘s – ebenfalls fürstlich entschädigen.

Die unverschämten Entschädigungen, die sich Firmenbosse in der Wirtschaft gegenseitig zuschanzen, sind seit langem ein Ärgernis. Dass aber die Chefs der obligatorischen Krankenversicherungen mit gesichertem Kundenstamm sich derart schamlos bedienen, ist schlicht unerträglich. Diese Chefs brüsten sich damit, wie vorbildlich tief die Verwaltungskosten der Krankenkassen doch seien. Sie verschweigen jedoch, dass sie diese Kosten einfach in den Bereich Zusatzversicherungen verschoben haben. Dort liegen sie nämlich nicht im Bereich der rund 5 Prozent, die sie gegenüber dem BAG ausweisen, sondern bei den meisten Kassen bei satten 17 bis 23 Prozent. Zum Vergleich: Die Medikamentenkosten machen etwa 20 Prozent der Gesamtkosten aus. Aber Medikamente lindern Schmerzen, heilen Infektionen, schützen vor Herzinfarkt und Hirnschlag, regulieren den Blutzuckerspiegel, machen es möglich, dass Patienten operiert werden können, und lindern psychische Leiden. Kurz, sie haben einen enormen Nutzen und machen die modernen Therapien überhaupt erst möglich.

Und wo liegt der Nutzen der Administrativkosten der Krankenkassen? Sollen wir es gut finden, dass hochbezahlte Kundenfänger den Kassen gegenseitig Kunden abjagen und die Krankenkassen für dieses zweifelhafte Geschäft Prämiengelder einsetzen? Sollen wir applaudieren, wenn Kassenbosse durch zweifelhafte Ländervergleiche die Medikamentenpreise bis zur Unwirtschaftlichkeit drücken? Sollen wir es hinnehmen, dass die Krankenkassen mit ihren einseitigen Sparforderungen zu Lasten der Apotheken die Versorgungssicherheit mit Medikamenten gefährden? Und wollen wir für all das tatsächlich mehr Geld ausgeben als für heilende und lindernde Medikamente?!

Die Krankenkassen müssen Arztrechnungen prüfen, Prämienrechnungen ausstellen, Zahlungen an Leistungserbringer ausführen, Rückforderungen von Patienten erfüllen und bei Fragen Auskunft geben. Solche administrativen Aufgaben kann man ohne weiteres auch von Kalkutta aus machen. Worauf warten wir noch? Nutzen wir das Sparpotential bei den Verwaltungskosten der Krankenkassen!

https://epaper.sonntagszeitung.ch/#read/10000/SonntagsZeitung/2018-05-25/1   

25. Mai 2018

 

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