Informiert im Gesundheitswesen

Was bitte soll falsch sein an einer angemessenen Marge?

Die Medien haben das Thema Marge entdeckt. Bei den Medikamenten behaupten sie schon seit Jahren – mit tatkräftiger Unterstützung von Preisüberwacher, Santésuisse, Konsumentenschützer, BAG – die Apothekenmarge sei zu hoch. Jetzt kommen auch andere Branchen an die Reihe. «Die Aufschläge auf Benzin und Diesel sind in der Schweiz besonders hoch», schreibt 20 Minuten am 14. Februar. 32 Rappen pro Liter Benzin betrage die Marge der Ölkonzerne in der Schweiz. Bruttomarge notabene. Im Artikel begründet David Suchet von der Erdöl-Vereinigung, was mit diesem Geld geschieht. Die Kosten für Vertrieb, Transport, Lagerung, Logistik, Amortisation und Marketing fallen in der Schweiz an und sind entsprechend hoch. Suchet weist auch darauf hin, dass man die Länder nicht vergleichen kann, weil sich die verschiedenen Faktoren zwischen den Ländern stark unterscheiden. In Norwegen, einem Land, das selbst Erdöl produziert, ist die Marge sogar besonders hoch. Dies zeigt, dass es nicht zielführend ist, nur die Marge in den einzelnen Ländern zu vergleichen. Das gilt für das Benzin und erst recht für die Medikamente. Dort greift der Staat stark in die Preisfestsetzung ein, was den Vergleich noch viel stärker verzerrt.

Und vor allem: Was bitte ist schlecht an der Marge? Was glauben diese Medienschaffenden denn eigentlich, wovon ein Unternehmen Löhne, Miete, Infrastruktur, Steuern und sonstige staatlichen Abgaben bezahlt? Diese Kosten sind nicht importiert, sondern fallen vor Ort an. Die Marge der Apotheker ist in den letzten Jahren sukzessive nicht nur prozentual gesunken. Sie ist inzwischen auch in absoluten Beträgen derart tief, dass damit keine wirtschaftlich tragbare Unternehmensrendite mehr erzielt werden kann.  Viele Apotheken sind aus diesem Grund in ihrer Existenz gefährdet, wie Untersuchungen belegen. Bei den kassenpflichtigen Medikamenten schreibt der Staat die Verkaufspreise vor, und die Pharmaunternehmen spielen ihre Marktmacht beim Ex-Factory-Preis ungeniert aus. Die wenigen Franken, die dazwischen liegen, müssen die Grossisten und die Apotheker untereinander aufteilen. Grosse Sprünge macht man damit nicht. Und trotzdem ist es zum Volkssport geworden, Margen als etwas Verwerfliches darzustellen. Dass beim Benzinpreis rund die Hälfte in Form von Steuern und sonstigen Abgaben an den Staat geht, findet man in den Redaktionsstuben kaum eine Zeile wert. Auch dass bei den Medikamenten die Mehrwertsteuer oft höher ausfällt als der Betrag, der für den Apotheker übrig bleibt, scheint man als gegeben hinzunehmen. Das ist ziemlich bedenklich.

http://www.20min.ch/finance/news/story/14594082

16. Februar 2018

Foto © Trueffelpix Fotolia.com

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: