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Die Zahlenakrobatik von Santésuisse geht weiter

Magician performing trick with playing cards, magic show

Santésuisse hat am 6. April zu einer erneuten Zirkusvorstellung – äh – Medienkonferenz eingeladen. Auf dem Programm stand einmal mehr Zahlenakrobatik à la Kassenverband. Den Höhepunkt boten die Illusionisten auf dem Podium mit ihrer Rechnung, wie man aus minus 8,1% bei der Differenz der Fabrikabgabepreise im Vergleich zum Ausland ein Plus von 14% zaubert.  

Der Zaubertrick geht so:

Nehmen wir ein Produkt, das 2015 10 Euro kostete. Bei einem Wechselkurs von 1.20 Franken entspricht dies umgerechnet 12.00 Franken. Damals postulierte Santésuisse, die Preise lägen in der Schweiz um 10% höher im Vergleich zum Ausland. Unser Produkt hätte also im Jahr 2015 13.20 Franken gekostet.  

Im Jahr 2016 rechnet Santésuisse mit einem Wechselkurs von 1.07 Franken. Umgerechnet kostet unser Produkt von 10 Euro also 10.70 Franken. Aufgrund der Behauptung von Santésuisse, die Preise lägen um 14% höher in der Schweiz, würde das Produkt also für 12.20 verkauft.

Das heisst, dass die Schweizer Preise von 13.20 auf 12.20 gesunken sind. Das entspricht einer Reduktion von fast 8%. 

Davon spricht aber niemand! Die Copy-Paste-Spezialisten der Medien publizieren noch am selben Tag – nehmen wir stellvertretend den Bund – folgende Zeilen:

..betrug die Preisdifferenz 14 Prozent, wie der Krankenkassenverband santésuisse und der Branchenverband Interpharma bei einem gemeinsamen Preisvergleich herausfanden………….

…. Differenz war 2015 weniger hoch…. Jetzt beträgt die Differenz bereits 14 Prozent.

Kein Journalist von der Copy-Paste-Fraktion nimmt sich die Mühe, nachzurechnen geschweige denn, den grösseren Rahmen zu sehen, zum Beispiel, dass die Löhne in der Schweiz rund 50% höher sind als im Ausland und dass angesichts dieser Tatsache eine Preisdifferenz von 14% erstaunlich gering ist.

Auch dass die Vergleiche mit dem Ausland grundsätzlich äusserst fragwürdig sind, interessiert die Medienvertreter offenbar nicht. Auf die Frage eines Journalisten betreffend Rabatte musste selbst Santésuisse-Chefin Verena Nold einräumen: «Es ist kein Vergleich möglich, da alle Länder ein anderes Vergütungssystem haben.» Bei Santésuisse weiss man also, dass man Äpfel mit Birnen vergleicht. Trotzdem tischt der Kassenverband der Öffentlichkeit via Medien jedes Jahr fragwürdige Kosten- und Margenvergleiche mit dem Ausland auf. Das ist unredlich und steht einem Verband von Krankenkassen schlecht an. Santésuisse wäre gut beraten, mit Pharmasuisse ehrliche und konstruktive Tarifverhandlungen zu führen, statt mit Zahlenakrobatik Stimmungsmache zu betreiben und unmögliche Forderungen an die Tarifpartner zu stellen.

7. März 2017

Foto © luckybusiness Fotolia.com

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