Informiert im Gesundheitswesen

Zeit für Korrekturen bei der Abgeltung der Apotheker

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Nur gerade 5 Prozent der Medikamente kosten mehr als 1000 Franken. Aber fast 50 Prozent der Kostensteigerung im Bereich Medikamente werden durch diese Kategorie verursacht! Das ist eine äusserst problematische Entwicklung. Umgekehrt formuliert heisst das nämlich, dass 95 Prozent aller über die Krankenkassen verrechneten Medikamente weniger als 1000 Franken kosten. Die meisten davon sogar weit weniger. Schmerzmittel für drei, vier Franken Publikumspreis sind üblich geworden, und selbst Antibiotika und andere wichtigen Arzneimittel kosten häufig nur noch zehn, zwanzig, vielleicht einmal dreissig Franken.

Und trotzdem wollen Bundesrat, Santésuisse, Preisüberwacher, Konsumentenschützer weitere Preissenkungen vornehmen. Dies bei den 95 Prozent der Medikamente, bei denen schon heute die Kosten nur noch minimal steigen bzw. sinken. Denn die teuren Medikamente segeln unter dem Titel medizinischer Fortschritt. In diesem Bereich werden in zunehmender Kadenz Präparate auf den Markt gebracht, die Tausende, wenn nicht Zehntausende von Franken für eine einzige Therapie verschlingen. Aber weil sie für seltene Krankheiten eingesetzt werden, sind ihre Preise praktisch sakrosankt.

Unverständlicherweise machen Bundesrat, Santésuisse, Preisüberwacher, Konsumentenschützer und die Medien bisher keine Differenzierung. Sie setzen weiterhin auf Preissenkungen. Dies – es sei explizit nochmals gesagt – bei den 95 Prozent der Medikamente, die heute schon weniger als 1000 Franken kosten!

Diese Praxis wollen die Apotheker nicht länger hinnehmen. In «Dosis – News aus der Gesundheitspolitik», dem Informationsgefäss von Pharmasuisse, vom September, fordert Pharmasuisse-Präsident Fabian Vaucher eine Anpassung der Abgeltung für Apotheker. Die LOA, die vor 15 Jahren eingeführt worden war, trug in dieser Zeit zu Einsparungen von schätzungsweise einer Milliarde Franken bei. Doch deckt sie inzwischen bei den sehr billigen und bei den sehr teuren Medikamenten die Kosten, die in der Apotheke anfallen, nicht mehr. Es braucht eine Korrektur, weil die Situation heute die Existenz vieler Apotheken ernsthaft gefährdet.

Zwar dürfen die Apotheker bei Fabrikabgabepreisen bis 880 Franken einen preisbezogenen Zuschlag von 12 Prozent verrechnen. Aber da inzwischen sehr viele Medikamente im ein- und zweistelligen Frankenbereich liegen, kann von einer kostendeckenden Marge keine Rede mehr sein. Konkretes Beispiel: Acetalgin. Das breit angewendete, allgemein bekannte Schmerzmittel kostet beim Apotheker 2.55 Franken. 12 Prozent davon sind 31 Rappen! Mit diesem Betrag kann man nicht einmal einen Kaugummi kaufen, geschweige denn Miete, Löhne, Infrastruktur und Administration bezahlen.

Ebenfalls ein Verlustgeschäft für die Apotheker sind Medikamente mit einem Fabrikabgabepreis von mehr als 2570 Franken. Preisbezogener Zuschlag 0 Prozent (null!), Zuschlag pro Packung: 240 Franken, ein Betrag notabene, den sich Grossisten und Apotheker teilen müssen! Angesichts des hohen Lagerrisikos, der oft langen Frist zwischen Einkauf und Rückerstattung durch die Krankenkassen, der häufig speziellen Lagerbedingungen und der vielen Abklärungen, die mit teuren Medikamenten für seltene Krankheiten häufig zu machen sind, ist dieser Betrag ebenfalls keine zeitgemässe Abgeltung.

Eine Korrektur ist dringend nötig. Die öffentlichen Apotheken sind ein Grundpfeiler für die Grundversorgung. Ihre Dienstleistungen müssen angemessen entschädigt werden. Die Tiefstpreispolitik kann nicht die Lösung sein. Fabian Vaucher schreibt in seinem Editorial zur aktuellen Ausgabe von «Dosis»: «Zahlreiche Medikamente sind mittlerweile so günstig, dass auch die Produktion für die Hersteller nicht mehr rentabel ist. Das kann zu Versorgungslücken in einem System führen, das sich bislang zu den weltbesten zählen durfte. Höchste Zeit, das Ruder herumzureissen.»

Inzwischen sind auch Politiker auf die problematische Preis- und Abgeltungspolitik aufmerksam geworden. Roland Eberle, Ständerat des Kantons Thurgau, hat am 14. Juni eine Interpellation eingereicht, in der er die Frage stellt, ob bei der Überprüfung der Preise auf die gegenläufige Kostenentwicklung bei den Medikamenten Rücksicht genommen werde. Er weist explizit auf die Gefährdung der Versorgungssicherheit hin, die durch den Preisdruck auf tiefpreisige Medikamente entsteht und will wissen, ob der Bundesrat sich vorstellen könne, gewisse Medikamentensegmente ganz von der Preisprüfung auszunehmen.

Mehr zum Thema in Dosis Nr. 74 / 09.2016

http://www.pharmasuisse.org/data/Oeffentlich/de/Publikationen/Dosis/2016/dosis%20Nr.74%20September.pdf

Interpellation Roland Eberle interpellation_roland_eberle

http://www.zeit.de/2016/25/gesundheitskosten-schweiz-medikamente-billig/komplettansicht

26. September 2016

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