Informiert im Gesundheitswesen

Darf man für Medikamente werben?

Fotolia_81998354_XSNein, sagen Konsumentenschützer und Krankenkassen, Ja, sagt Stefan Wild, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft TopPharm und ehemaliger Mitarbeiter des Pharmaunternehmens MSD. Die Argumentation der Gegner von Medikamentenwerbung ist bekannt. Sie befürchten Mehrkonsum, Beeinflussung von Patienten und Medizinalpersonen sowie übertriebene Wirkversprechen. Sie würden am liebsten jegliche Werbung verbieten. Denn, so offenbar der Gedanke dahinter, wenn der Bürger keine Informationen durch Werbung bekommt, kann ihm nichts passieren.

Werbung ist Information, argumentiert dagegen Stefan Wild in der Schweiz am Sonntag vom 26. April. Tatsächlich: Wer, wenn nicht der Hersteller selbst, kann am kompetentesten über sein eigenes Produkt Auskunft geben? Und warum sollen Bürger einer liberalen Gesellschaft nicht direkt von der Pharmaindustrie erfahren, welche neuen Therapien verfügbar sind? Zu Recht fragt man sich, warum Ärzte, Krankenkassen, Patientenorganisationen und Konsumentenschützer besser befugt sein sollen, über Medikamente und deren Wirkungen zu informieren. Finanzieren Sie klinische Studien? Haben sie die Kompetenz und die personellen Ressourcen, um nachzuprüfen, ob stimmt, was die Zulassungsbehörden als Grundlage für die Registrierung genommen und für gut befunden haben? Und selbst wenn, warum sollten sie Studien besser durchführen können als die Pharmaindustrie? Ausserdem sind sie keineswegs so neutral, wie sie sich gerne geben. Krankenkassen haben kein Interesse an neuen Therapien, weil sie in der Regel teurer sind als ältere. Ärzte und Spitäler sind unter Umständen befangen, weil sie mit anderen Herstellern gute Konditionen ausgehandelt haben. Konsumentenorganisationen und Patientenschützer neigen dazu, der Pharmaindustrie Profitgier zu unterstellen und sind häufig negativ voreingenommen.

Bliebe noch der Staat als quasi neutrale Stelle. Das ist er aber gerade bei der Medikamenteninformation nicht. Auch er führt keine Studien durch, und wie sachbezogen staatliche Organe im Gesundheitswesen argumentieren und handeln, wissen wir. Ruinöse Preissenkungen und weltfremde Regulierungen von Politikern und Beamten, die sich noch kaum je die Mühe gemacht haben, sich am Ort des Geschehens sachkundig zu machen, sind Beleg genug.

27. April 2015

Foto © grafikplusfoto – Fotolia

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