Informiert im Gesundheitswesen

Ich bin überlastet, bitte nicht helfen!

Super hero. Vector illustration on a backgroundHausärzte sind überlastet. Das ist keine böswillige Behauptung, das sagen die Vertreter der Allgemeinmedizin von sich selbst. Und auch Patienten bekommen das zu spüren. In der Stadt Zürich kann es sein, dass jemand keinen Hausarzt findet, wie kürzlich der Tages-Anzeiger berichtete. «Wir nehmen derzeit keine neuen Patienten auf», beschieden gleich drei Gemeinschaftspraxen einem Neuzuzüger, der wegen seiner Rückenschmerzen ärztlichen Rat suchte. Die Grossregion Zürich mit ihren rund 1,4 Millionen Einwohnern verfügt zwar gemäss Statistik der FMH über rund 7300 Ärzte, doch nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen arbeitet im ambulanten Bereich und da eben auch lieber als Spezialist, denn als Hausarzt. Wir wollen nicht über diese Entwicklung philosophieren. Sie ergibt sich wohl aus verschiedenen Komponenten, wie falschen Anreizen, einer Generation von Ärzten, die sich nicht mehr Tag und Nacht in den Dienst der Medizin stellen will, mehr teilzeitarbeitenden Frauen im Beruf etc.

Was aber angesichts der unbestrittenen Gegebenheiten sauer aufstösst, ist die nach wie vor vehemente Abwehr eines Grossteils der Ärzte gegenüber den Apothekern. Zwar stellt sich etwa die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich offiziell positiv zur Impfung in der Apotheke, die ab Herbst den Apothekern des Kantons erlaubt sein soll. Geharnischte Leserbriefe einzelner Ärzte lassen aber bei der Basis eine andere Haltung vermuten. Da wird gepoltert, die Apotheker hätten keine Ahnung von Anamnese und stünden hilflos herum, falls ein Impfzwischenfall passiere etc. etc. Ja, klar, es kann immer mal etwas Unvorhergesehenes passieren. Null Risiko gibt es nirgends. Auch nicht in der Arztpraxis! Aber wenn selbst in den USA, dem Land der exorbitanten Sammelklagen, in der Apotheke geimpft werden darf, kann es nicht so weit her sein mit Impfzwischenfällen, bei denen es um Leben und Tod geht.

Es ist wirklich an der Zeit, dass die Apotheker mehr Kompetenzen erhalten. Dienstleistungen in der Apotheke entlasten nicht nur die Hausärzte. Die Stärkung der Apotheke wirkt sich auch positiv auf die Kosten im Gesundheitswesen aus. Verantwortungsvolle Selbstmedikation, niederschwellige Präventionsangebote, vom Apotheker begleitete Selbstmedikation in Bagatellfällen und die Überwachung der ärztlichen Therapie helfen, teure Fehl-, Über- und Doppelbehandlungen zu vermeiden, erhöhen die Compliance und stärken die Eigenverantwortung der Konsumenten. Das Statement «Wir sind überlastet, aber wir wollen partout nicht mit den Apothekern zusammenarbeiten» gehört in die Mottenkiste.

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/In-der-Stadt-Zuerich-lehnen-Hausaerzte-Patienten-ab/story/11397900

14. April 2015

Foto © Lana Stem – Fotolia

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