Informiert im Gesundheitswesen

Mehr Umsatz, Herr Doktor!

Doctor hands in gloves at workLangsam wird es selbst den Ärzten unheimlich. Seit 2002 hat sich die Zahl der Herzbehandlungen mit Katheter und Stents verdoppelt. Nicht etwa, weil es um die Schweizer Bevölkerung so viel schlimmer steht. Hinter diesem Boom stecken handfeste wirtschaftliche Interessen. Dies sagt kein geringerer als der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefässchirurgie. Hinter dem Anstieg stecken Forderungen von Spitälern an ihre Kardiologen. Diese sollen ihre Labors gewinnbringend auslasten. Im Klartext, sie sollen mehr Patienten einen Stent setzen, um den Umsatz zu steigern. Evidence Based Medicine hin oder her. Wer jetzt nur an bonusgetriebene Spitalmanager denkt, sei daran erinnert, dass an dieser Entwicklung kantonale Gesundheitsdirektoren massgeblich beteiligt sind. Die Sonntagszeitung berichtet vom Businessplan des Solothurner Regierungsrats, der sein Spital unmissverständlich zur Verbesserung des Betriebsergebnisses aufforderte. In Zahlen: Für Solothurner Spitäler sei das Angebot ab 400 Patienten kostendeckend.

Dass es in der gesamten Schweiz den Bürgern vermehrt ans Herz geht, belegt auch die Statistik der FMH. Zwischen 2003 und 2013 stieg die Zahl der Kardiologen um 265. Das entspricht einer Zunahme um 65 Prozent.

Das ist eine wenig vertrauenerweckende und horrend teure Entwicklung. Vor allem, weil es bekanntlich nicht nur um Herz-Stents geht, sondern auch um Gelenkprothesen, Unterleibsoperationen, Kaiserschnitt und andere Eingriffe, deren Notwendigkeit zugunsten der Umsatzsteigerung grosszügig ausgelegt wird. Es stünde dem Gesundheitsminister, dem Preisüberwacher und weiteren «Gesundheitsexperten» gut an, sich über solche Probleme den Kopf zu zerbrechen, statt weiter die Medikamentenpreise ins Bodenlose zu drücken und damit ausgerechnet jenes Dienstleistungsangebot zu ruinieren, das mit kostengünstigen, auf Selbstverantwortung aufbauenden und leicht zugänglichen Angeboten viel zur täglichen Gesundheitsversorgung beiträgt: die Apotheke!

http://www.sonntagszeitung.ch/read/sz_05_04_2015/nachrichten/Viele-Eingriffe-am-Herz-sind-unnoetig-31830

7. April 2015

Foto © Photographee.eu – Fotolia

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