Informiert im Gesundheitswesen

Journalisten als PR-Leute für den Versandhandel

Fotolia_29334971_XSIn der Ausgabe 17 der Zeitschrift Saldo vom Oktober kritisiert die Journalistin Denise Bucher pauschal alle Apotheker und Drogisten, weil sie sich gegen die Methoden der Medikamentenversandhändlerin Zur Rose wehren. Diese erleichtere ihren Kunden das Prozedere bei Bestellung von rezeptfreien Medikamenten, indem sie das Rezept selbst ausstelle, behauptet die Journalistin und preist gleich auch noch zwei deutsche Versandhändler an, wo der sparsame Schweizer Konsument bestellen solle.

Da applaudiert also eine Saldo-Journalistin einem Unternehmen, das wissentlich das Gesetz missachtet, und macht sich zur PR-Beauftragten einer Medikamentenversandhändlerin. Was die Schreiberin verschweigt:

  • Ein Rezept auszustellen ist nicht einfach eine Handlung per Roboter. Der Verkauf von Medikamenten, auch von rezeptfreien, unterliegt zu Recht strengen Auflagen. Medikamente sollen sicher sein und richtig angewendet werden. Dazu gehört das persönliche Gespräch mit einer Fachperson. Deshalb verlangt der Gesetzgeber für den Versandhandel ein Rezept auch für an sich rezeptfreie Arzneimittel. Das hat nichts mit «Heimatschutz» zu tun, sondern mit Medikamentensicherheit. Eine Konsumentenzeitschrift wie Saldo müsste sich eigentlich für die Gesundheit der Konsumenten einsetzen und nicht einem anonymen Versandhandel applaudieren.
  • Experten schätzen, dass pro Jahr wegen Arzneimittelzwischenfällen durch falsche Einnahme, falsche Indikation, Interaktionen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen etwa 50‘000 Spitaleinweisungen erfolgen. Angesichts solch erschreckender Zahlen applaudiert Saldo einer Versandhändlerin, die unbesehen Rezepte ausstellt und dem Umsatz zuliebe jedermann ohne nachzufragen jedes gewünschte Medikament liefert!
  • Die Journalistin fabuliert von «happigen Margen». Eine Packung Dafalgan (Schmerzmittel mit Paracetamol) kostet 2.55 Franken (kein Schreibfehler!). Die «happige Marge»: 65 Rappen (ebenfalls kein Schreibfehler). Mit diesen 65 Rappen bezahlt der Apotheker die Kosten für Verkaufsraum, Labor, Lagerräume, Feuerkeller etc., deren Einrichtung wegen strenger Vorschriften sehr aufwendig und teuer ist. Er bezahlt die Löhne der Apotheker und Pharma-Assistentinnen, und er bezahlt die Logistik. Und dies alles mit 65 Rappen «happiger Marge». Eine Journalistin würde für diesen Betrag wahrscheinlich nicht einmal ihren Laptop aufstarten.
  • Der Bund gibt Millionen von Franken für die Aufklärungskampagne «Stop Piracy» aus. Auf der Website stop-piracy.ch steht unter dem Titel «Alarmsignale»: «Ist die Preisdifferenz zum Originalprodukt realistisch? Vermeintliche Schnäppchen entpuppen sich oftmals als Fälschungen oder Piraterieprodukte.» Ungeachtet dieser Warnung applaudiert Saldo Schnäppchenanbietern und ermuntert die Konsumenten, welche die Zeitschrift zu schützen vorgibt, bei ausländischen Medikamentenversandhändlern einzukaufen!

http://www.stop-piracy.ch/

5. November 2014

Foto Light Impression – Fotolia

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