Erinnern Sie sich an Pascal Couchepin? Der ist jetzt Coach von Alain Berset. Jaja, wirklich. Die beiden sassen kürzlich bei einem Glas (oder zwei oder drei) Weissen zusammen, und da sagte Pascal Couchepin zu seinem Nachfolger: «Du, Alain, ich weiss einen Trick, der funktionierte bei mir immer.» Pascal Couchepin sagte das natürlich auf Französisch, aber die Übersetzung ist ziemlich eins zu eins. Alain Berset antwortet: «Ein Trick? Sag schon, wie funktioniert er?» Darauf Couchepin: «Du musst den Leuten das Gefühl geben, dass sie mitreden können, aber dann tust du, was du ohnehin tun wolltest.» Alain blickt etwas irritiert. Das macht er doch jetzt schon so. Trotzdem lauscht er den Worten seines Amtsvorgängers weiter. Eine Viertelstunde später haut er – die beiden sind jetzt beim fünften Glas Weissen – seinem Vorgänger auf den Oberschenkel. «Haha, super, Pascal, das mache ich genau so! Du bist vielleicht ein schlauer Fuchs, hihi, hoho», grölt Alain mit inzwischen etwas schwerer Zunge.
Am nächsten Tag lädt der Gesundheitsminister zu einem breit angelegten Roundtable ein. Er lässt die Teilnehmer reden, ihre Kritik und ihre Anregungen einbringen. Diese nutzen die Gelegenheit und gehen mit dem Eindruck nach Hause, angehört worden zu sein.
Zurück im BAG schmeisst Alain seine Notizen einem Mitarbeiter auf den Tisch. «Mixe das mal ein bisschen zusammen», befiehlt er ihm. Einige Zeit später präsentiert Alain dem Roundtable eine Zusammenfassung. Alle können nochmals ihre Inputs einbringen und gehen erneut nach Hause, in der Meinung, man habe sie ernst genommen.
Alain allerdings denkt an den Abend mit Pascal und kichert auf dem Weg zurück ins BAG leise vor sich hin. Wieder knallt er die Notizen auf den Schreibtisch eines Mitarbeiters. «In den Schredder damit!», befiehlt er dem verdutzten Mann. Dann schlendert er in sein Büro, öffnet die unterste Schublade seines Schreibtischs, entnimmt ihr ein Papier und ruft seine Sekretärin herein. «Schicken sie das an die Medien.» Die Sekretärin sieht das Datum und sagt: «Aber dieser Text ist doch schon ein paar Monate alt, ist der noch aktuell?» Alain wedelt unwirsch mit der Hand. «Das ist meine Meinung, und die gilt immer», donnert er, verärgert über die Frage seiner Mitarbeiterin. «Setzen sie einfach darunter: ‚Im partnerschaftlichen Miteinander unter der Stakeholdern entstanden‘.» Die Sekretärin wagt nichts mehr zu sagen und geht zur Tür. Hinter ihr schaut Alain in den Spiegel, lächelt seinem Spiegelbild zu und sagt mit zufriedenem Grinsen: «Ein schlauer Fuchs, dieser Pascal, aber ich bin besser. Ich habe seinen Trick noch perfektioniert.»
(Zu dieser Geschichte: Die Ähnlichkeit mit realen Personen und Geschehnissen ist beabsichtigt. Die breit angelegten Roundtables gab es tatsächlich. Und wie ernst der Gesundheitsminister die dort vorgebrachten Anregungen und Kritikpunkte genommen hat, ist inzwischen auch bekannt. Entgegen fundierter Argumentation von Fachleuten aus der Branche will Gesundheitsminister Berset Festpreise nach deutschem Modell einführen. Damit trägt er die Wahlfreiheit in der Medikamententherapie zu Grabe. Patienten müssen mit diesem System alle paar Monate ihre Medikamententherapie ändern, weil ihnen der Staat nur das billigste Präparat zugesteht. Innovation wird uninteressant. Kurz, ein solches System schadet nur.)
Ergänzende Informationen:
http://www.tele1.ch/Video/Webvideos/140915_praxis%20gsundheit_270918.mp4
http://www.intergenerika.ch/studien/
19. September 2014
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