Vergangenen Mittwoch hat der Nationalrat beschlossen, künftige Pharmaziestudenten sollten «Grundkenntnisse über Diagnose und Behandlung häufiger Gesundheitsstörungen und Krankheiten» erwerben. Im Rat wurde diese Neuerung diskussionslos angenommen. Sie leuchtet ja auch ein. Schliesslich steuern wir auf einen Mangel an Hausärzten zu und reden tagtäglich über die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen. Da liegt es auf der Hand, dass verwandte Berufe vermehrt einbezogen werden. Wer wäre da besser darauf vorbereitet als der ebenfalls in langem Universitätsstudium ausgebildete Apotheker, der noch dazu jederzeit für jedermann ohne Voranmeldung erreichbar ist. Bei den Ärzten allerdings rief die Nachricht kollektives Hyperventilieren hervor. «Pseudomediziner» wolle man keine, geiferten sie sofort.
Die Götter in Weiss fürchten um ihren Status als Mediziner? Da wundert man sich nun doch etwas. Wer wie die Hausärzte ständig klagt, es gebe zu wenige von ihnen, soll doch froh sein, wenn ein verwandter Berufsstand, mit dem die Ärzte ja eigentlich ohnehin zusammenarbeiten sollten (so sie denn nicht wegen der unsäglich SD aus eigennützigen, pekuniären Motiven schlicht nicht bereit sind dazu), kompetente Unterstützung erhalten. Der Apotheker wird den Arzt nicht ersetzen, aber es kann ja auch nicht sein, dass wir über steigende Krankenkassenprämien jammern, aber nicht bereit sind, neue Wege zu gehen. Die Einzelpraxis ist ohnehin out. Niemand kann mehr auf allen Gebieten Spezialist sein. Auch der Hausarzt nicht. Sinnvolle Gesundheitsversorgung besteht darin, dass verschiedene Akteure ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten beisteuern und in gemeinsamem Wissensaustausch zusammenarbeiten. «Anstatt nun die Kompetenzen der Apotheker schlechtzureden, sollten Ärzte mithelfen, deren Ausbildung so zu gestalten, dass sie ihre neuen Aufgaben gewissenhaft wahrnehmen können. Denn sie sind keine Konkurrenz, sondern eine Entlastung», schreibt Anna Wanner in der Aargauer Zeitung vom 11. September. Dem ist nichts hinzuzufügen.
15. September 2014
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