Es ist nicht zu fassen. Jetzt wird im Zusammenhang mit der Revision des Heilmittelgesetzes darüber diskutiert, den Apothekern die Abgabe gewisser Rx-Präparate ohne Rezept zu erlauben, und schon schreiben sich Ärzte die Finger wund. Wegen ein paar Packungen in der Apotheke ohne ärztlichen Segen verkauften Ponstan wollen uns diese Götter in Weiss glauben machen, der Bevölkerung drohe ernsthafte Gefahr. In der neuesten Ärztezeitung schreibt Hausarzt Heinz Bhend: «Bei der Beschränkung des Horizontes auf die Medikamente und deren Interaktionen gibt es bezüglich Fachkompetenz des Apothekers tatsächlich kein Problem. … Die Verschreibung ist aber mehr als nur Pharmakologie auf Hochschulniveau.» Um das Krankheitsbild eines Menschen nur annähernd zu erfassen, «ist u.U. das ganze Rüstzeug der Medizin nötig: Anamnese, Status und apparative Untersuchungen».
Meine Herren, da liegt doch genau das Problem! Wegen jedem Bobo bringt ihr den gesamten medizinischen Christbaum zum blinken. Kein verstauchtes Knie, auf das nicht mit Röntgenstrahlen geschossen, kein Räuspern, das nicht «vorsorglich» mit Antibiotika behandelt, kein Ziperlein, das nicht mit einer Klinikpackung Hochdosiertem totgeschlagen wird. Wenn da mal nicht der Horizont auf Umsatzmaximierung eingeschränkt ist!
Wovor fürchten sich die Ärzte eigentlich? Sie haben doch alle zu viel zu tun bzw. sterben aus. Was bitte spricht dagegen, wenn sich eine verwandte Berufsgruppe auf Universitätsniveau um die leichteren Fälle kümmert? Allein um diese geht es nämlich. Die Beleidigungen der Ärzte sind absolut fehl am Platz und zeugen lediglich davon, dass Ärzte keine Ahnung haben, was Apotheker leisten.
18. Juni 2014
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