Unter dem Titel «Smarter Medicine» lanciert die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin, die Schweizerische Akademie für Medizinische Wissenschaften SAMX und der Dachverband Schweizerischer Patientenstellen eine Kampagne zur Vermeidung von Überversorgung in der Medizin. Anlässlich einer Tagung haben die Vertreter von «Smarter Medicine» nun konkret fünf Behandlungen aufgelistet, die dem Patienten nachweislich wenig oder nur sehr geringen Nutzen bringen, aber dennoch weit verbreitet Anwendung finden. Smarter Medicine will künftig jedes Jahr fünf weitere solche Behandlungen eruieren und veröffentlichen.
Die fünf Behandlungen, die dieses Jahr im Fokus stehen, sind:
- Durchführen einer bildgebenden Diagnostik in den ersten sechs Wochen bei Patienten mit unspezifischen Lumbalgien
- Messung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) zwecks Prostatakrebs-Screening ohne eine Diskussion von Risiko und Nutzen
- Verschreiben von Antibiotika gegen unkomplizierte Infekte der oberen Luftwege
- Durchführen eines präoperativen Thorax-Röntgenbildes, ausser bei Verdacht auf eine intrathorakale Pathologie
- Weiterführen einer Langzeit-Pharmakotherapie bei gastrointestinalen Symptomen mit Protonen-Pumpenblockern ohne Reduktion auf die tiefste wirksame Dosis
Dieses Projekt ist eine gute Sache und sicherlich notwendig, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Ärzteboni und SD, beides Situationen, die unnötigen Behandlungen Vorschub leisten. Was aber an dem Projekt sehr störend ist: Einmal mehr kommen die Apotheker in dem Szenario schlicht nicht vor. An der Diskussion der oben genannten Punkte waren Vertreter von ambulant und privat praktizierenden Ärzten, Spitälern, Universitäten, FMH, BAG, pharmazeutischer Industrie, Krankenkassen, Politik und Medien dabei, aber keine Offizinapotheker! Es ist unglaublich. Dabei könnten die Apotheker mit Sicherheit einiges zur Diskussion beitragen.
Warum werden die Apotheker gemieden wie die Pest? Weil sie von den Ärzten systematisch marginalisiert und dämonisiert werden. Eine schweizweite Abschaffung der SD würde Remedur schaffen. Aber diese Einsicht will partout in kaum einen Politikerkopf hineingehen.
http://www.sgim.ch/de/qualitaet/smarter-medicine/
http://www.saez.ch/de/aktuelle-ausgabe/inhalt.html
15. Mai 2014
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