Der Tages-Anzeiger-Journalist Andreas Möckli schreibt sich im Dienste der SD-Ärzte und von Zur Rose die Finger wund. Apotheker, Pharmaindustrie und Krankenkassenvertreter sind in seinen Augen alles üble Lobbyisten, die in teuflischem Zusammenwirken den armen SD-Ärzten und der bedauernswerten Medikamentenversandhändlerin Zur Rose das Leben schwer machen. Eine ganze Seite durfte der Mann im Wirtschaftsteil des Tages-Anzeigers vom 26. April füllen, eine weitere Attacke gestattete ihm seine Redaktion am 30. April auf der Titelseite. Ziel des ersten Artikels: Politiker als ferngesteuerte Marionetten der Pharmaindustrie und der Apotheker abzustempeln, wohl in der Hoffnung, sie unglaubwürdig zu machen. Streckenweise liest sich der Artikel zudem wie ein PR-Text für Zur Rose. Es kommen dem Leser fast die Tränen, wenn sich Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, beklagen darf, «dass hier der Apotheker- und der Drogistenverband erneut gezielt versucht, unser Geschäftsmodell anzugreifen». Ach ja? Und wen greift denn Zur Rose seit Jahren an, und noch dazu mit der fragwürdigen Geschäftspraktik, bei Bestellungen von rezeptfreien Medikamenten nachträglich und aus der Ferne ein Rezept auszustellen, weil der Versand von rezeptfreien Medikamenten in der Schweiz verboten bzw. eben nur erlaubt ist, wenn ein Rezept vorliegt? Ziemlich seltsam mutet auch an, dass Herrn Möckli offensichtlich stört, dass die Pharmaindustrie Gewinn erwirtschaftet. Aber es stört denselben Herrn bei Zur Rose nicht im mindesten, dass diese «um den Versandhandel mit Medikamenten für den Kunden bequem zu gestalten und entsprechend hohe Umsätze zu erwirtschaften» ein «besonderes Bestellverfahren entwickelt» (eben jenes mit dem von Ferne ausgestellten Rezept). Wo sitzen denn nun die Lobbyisten? Wohl eher in der Redaktionsstube vom Tages-Anzeiger!
30. April 2014
Foto: fotolia.de