Informiert im Gesundheitswesen

Tendenziöse Schlagzeilen

paragrafEs ist immer wieder interessant, wie Journalisten die Schwerpunkte setzen. Grosse Schlagzeile im Tages-Anzeiger vom 26. April: «Apotheker wollen Onlineverkauf von Pillen einschränken». Es werde «knallhart lobbyiert», heisst in dem Artikel. Neben der Pharmaindustrie hätten es die Apotheker am besten verstanden, ihre Interessen durchzusetzen. Grund: Der Versandhandel mit Medikamenten soll eingeschränkt werden, und Ärzte sollen verpflichtet werden, den Patienten in jedem Fall ein Rezept auszustellen, auch wenn sie die Medikamente dann doch in der eigenen Praxis verkaufen. Ja klar, gut so. Es doch eine Farce, wenn Zur Rose bei Bestellungen von rezeptfreien Medikamenten, die sie laut Gesetz eigentlich gar nicht ausführen dürfte, kurzum einen Arzt beschäftigt, der nach Handgelenk mal Pi ein Rezept ausstellt. Es hat einen Sinn, dass im Versandhandel keine Medikamente ohne Rezept in der Weltgeschichte herumgeschickt werden dürfen, nämlich den, dass es für den Verkauf auch von rezeptfreien Medikamenten eine fachliche Beratung braucht. Und die besteht in einem persönlichen Gespräch mit der Medizinalperson Apotheker. Bei Online-Bestellungen ist die individuelle Beratung offenkundig nicht gegeben. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen und im neuen Heilmittelgesetz die entsprechenden Lücken zu schliessen, sind keine «knallharten Lobbyisten» nötig. Das leuchtet jedem, der nicht grundsätzlich gegen die Apotheken schiesst, ein. Dennoch konstruiert der Schreiber des Artikels eine Verschwörungstheorie à la Dan Brown, nur weil im Nationalrat der eine oder andere Apotheker bzw. die eine oder andere Apothekerin sitzt.

Nicht nur der Artikel, auch die Zwischentitel könnten eins zu eins aus der Feder eines SD-Arztes stammen. Unter dem Titel «Die Drahtzieher des Apothekerverbands» steht wörtlich: «Die Apotheker haben das Heilmittelgesetz in weiteren Punkten in ihrem Sinne angepasst». Wie bitte? Das ist dann doch etwas gar viel Dan Brown. Was hat der Schreiber gegen die Bestimmung, dass jeder Arzt künftig ein Rezept ausstellen muss? Diese Neuerung wäre ein Fortschritt zum Wohl der Patienten. Und nicht die SD, bei der jedem Patienten, ob er will oder nicht, in der Arztpraxis ein Sack voll Medikamente in die Hand gedrückt wird. In der Häufigkeit und Menge, die der Arzt bestimmt. Dass solche Fehlentwicklungen endlich etwas eingeschränkt werden, ist mehr als nötig.

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Apotheker-wollen-Onlineverkauf-von-Pillen-einschraenken/story/19479972

http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/hart-umkaempfter-medikamentenmarkt-1.18290761

29. April 2014

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