Informiert im Gesundheitswesen

Die Ärzte entdecken die Polymedikation

BDie Polypharmazie berge Gefahren, deshalb wollten die Ärzte nun eine «Gegenstrategie» etablieren. So heisst es in einem gross aufgemachten Artikel in der NZZ vom 9. April. Den Apothekern ist diese Thematik seit Jahren vertraut. Sie bieten deshalb auch seit Jahren den Polymedikations-Check PMC an, der von den Krankenkassen anerkannt ist und bezahlt wird. Davon ist in dem Artikel jedoch in keinem Satz die Rede. Die Ärzte sehen sich als Pioniere auf dem Gebiet der Polymedikation. Wen wundert es! Sie ignorieren wegen der SD die Apotheker ja so krampfhaft, dass es, wie in diesem Fall, geradezu grotesk wirkt. Ein Hausarzt hat für seine «Pilotstudie» zur Polymedikation sogar einen Forschungspreis erhalten. Er untersuchte «die Machbarkeit eines ‚Weniger ist mehr‘-Ansatzes in der Hausarztpraxis, wie es in der NZZ heisst. Und jetzt wollen die Ärzte sich tatsächlich selbst überprüfen. Dieselben Ärzte, die sich vehement dagegen wehren, dass die Apotheker den PMC anbieten, wollen jetzt selbst PMC machen. Und dies auch noch in einem Selbstdispensationsgebiet wie dem Kanton Zürich, wo der Arzt an jedem Medikament, das er in seiner Praxis den Patienten direkt verkauft, verdient! Das heisst im Klartext, dass der Arzt seinen Patienten zuerst (zu) viele Medikamente verkauft. Dann setzt er sich alle paar Monate hin und stellt fest, dass für die eine oder andere Tablette die klare Indikation fehlt (seltsam, wo doch der Arzt das Produkt zuvor selbst verkauft hat). Und dann beginnt der Kreislauf erneut? Eine tolle Geldvermehrungsmaschine!

Der Polymedikations-Check gehört in die Hand des Apothekers. Nur der Apotheker hat den Überblick über alle Medikamente, die ein Patient einnimmt. Viele Leute, vor allem auch ältere Menschen, konsultieren bekanntlich mehr als einen Arzt. Der Polymedikations-Check beim Apotheker ist die wesentlich bessere Lösung und muss nicht neu erfunden werden. Das Angebot existiert bereits und kann in jeder öffentlichen Apotheke nachgefragt werden. Die Diskussion zeigt zudem einmal mehr, dass der Medikamentenverkauf beim Arzt sofort abgeschafft werden sollte. Erst dann werden die Ärzte zum Wohle des Patienten mit den Apothekern zusammenarbeiten.

Dr. Claus Hysek

Foto Quelle: fotolia.de

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