Man wundert sich schon ein bisschen. Das Universitätsspital Zürich gerät einmal mehr in die Schlagzeilen wegen Ärzten, die sich mit Doktortiteln schmücken, die nicht unserem Standard entsprechen oder sogar grundsätzlich zweifelhaft sind. Offenbar traut man sich in der Human-Ressource-Abteilung der Uniklinik nicht so genau nachzufragen, wenn ein Gott in Weiss eine Stelle antritt, oder die Abklärung ist zu mühsam, oder man will es nicht so genau wissen, weil der «Herr Doktor» mit oder ohne Titel der «Herr Doktor» ist. Wichtig ist ja auch tatsächlich, dass sich der Patient darauf verlassen kann, dass er einem fachkompetenten Arzt gegenüber steht, der nach neuestem Stand der Wissenschaft arbeitet und dabei das Wohl des Patienten als oberstes Ziel betrachtet. Diese Eigenschaft hängt nicht zwingend mit einem Titel zusammen.
Dennoch, angesichts der Tatsache, dass sich in jüngster Zeit und auch früher immer mal wieder unverfrorene Hochstapler jahrelang in Ärzteteams bewegen und Patienten behandeln konnten, ohne dass auch nur einer misstrauisch wurde (vielleicht wollte sich auch niemand die Finger verbrennen, wer will schon einen Kollegen anschwärzen), muss man sich schon fragen, ob die large Handhabung von Titeln mit dem heute geforderten Qualitätsmanagement vereinbar ist.
Allerdings darf man all den Leuten, die sich jetzt das Maul zerreissen und Skandal schreien, auch mal wieder in Erinnerung rufen, dass ein umfassendes Qualitätsmanagement nicht gratis zu haben ist. Man kann nicht immer nur die Preise drücken und gleichzeitig auf allen Ebenen VIP-Service verlangen. Diese Rechnung geht nicht auf. Gerne möchte man die hochbezahlten Damen und Herren Preisüberwacher, Politiker, «Gesundheitsexperten» und Kassenfunktionäre fragen, wie gross ihr Einsatz wäre, wenn sie für ein Produkt oder eine Dienstleistung am Schluss lediglich ein paar lausige Franken verrechnen dürften. Wetten, dass keiner von ihnen das Füdli auch nur einen Millimeter vom Sitz heben würde.
18. Dezember 2013