Man muss nun wirklich nicht aus der sozialistischen Ecke kommen, wenn man Manager-Boni für eine problematische Sache hält. Die exorbitanten Bezüge eines Daniel Vasella haben der Pharmabranche mehr geschadet, als jeder Medikamentenrückruf, ja selbst mehr als tragische Fälle von Nebenwirkungen, die wegen der persönlichen Schicksale äusserst emotional diskutiert werden. Nun erhalten also auch immer mehr Spitalärzte Boni. Laut FMH sind es in der Schweiz etwa 20 Prozent der Chefärzte und vier Prozent der Oberärzte an Akutspitälern, die solche Verträge ausgehandelt haben, definiert über Fallzahlen und ähnliche Ziele, die per se – das kann man nun drehen und wenden, wie man will – zu einem Anreiz zur Mengenausweitung werden. Zu Recht mahnt die FMH ihre Mitglieder, sich nicht auf solche Verträge einzulassen, weil Mengenziele dem Grundsatz, notwendige Behandlungen mit der erforderlichen Qualität zu erbringen, widersprechen.
Diese Entwicklung ist äusserst stossend. Man bewahre uns Patienten – das sind wir alle irgendwann mal – vor bonusberechtigten Ärzten! Wie unvoreingenommen ist ihr Therapiekonzept wohl gegen Ende Jahr, wenn sie noch ein paar Fälle brauchen, um ihre Zielvereinbarung zu erfüllen? Der neue BMW ist bestellt, die Firstklass-Sitze für den Flug auf die Bahamas sind reserviert. Wenn der Bonus nicht kommt, sind die schönen Pläne im Eimer. Da operiert man halt noch schnell ein Knie, obwohl es mit konservativer Therapie noch ein paar Jährchen gehalten hätte, steckt noch ein Paar Patienten in die Röhre – sicher ist sicher – und ordnet noch die eine oder andere Hysterektomie an, frei nach dem Motto, was draussen ist, kann auch keine Beschwerden mehr verursachen.
Und da will uns dieselbe FMH weismachen, die SD sei eine Dienstleistung für den Patienten. Wer’s glaubt, sollte nochmals oben zu lesen anfangen!
http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/fmh-gegen-boni-zahlungen-an-spitalaerzte-1.18206725
18. Dezember 2013
