Man staunt. Während den Apothekern ohne mit der Wimper zu zucken zugemutet wird, für gewisse Medikamente gerade mal 2.25 Franken verlangen zu dürfen (Lagerkosten, Löhne für Fachpersonal, Miete, Administration etc., alles inklusive), wird in den Spitälern geklotzt, dass einem die Augen aus dem Kopf fallen. Der Tages-Anzeiger berichtet über eine Privatpatientin, die für knappe zwei Tage Spitalaufenthalt zwecks Entfernung eines Lymphknotens am Hals die satte Rechnung von sage und schreibe 16‘380 Franken erhielt. Das Honorar des operierenden Arztes ist darin noch nicht einmal inbegriffen! Diese Rechnung kommt noch separat. Die fettesten Posten für den Spitalaufenthalt:
4950 Franken «Grundmodulpauschale» (scheint so etwas wie eine Golfclubeintrittspauschale zu sein);
zwei Tagespauschalen à 810 Franken (da alles andere separat verrechnet wird, gilt dieser Betrag wohl für die Bettwäsche und drei Mahlzeiten);
Benützung des Operationssaales 2000 Franken pauschal plus 16.60 Franken pro Minute(!), was bei der Patienten schliesslich mit 3000 Franken zu Buche schlug, d.h. sie die OP dauerte eine Stunde (hochgerechnet auf ein Arbeitsjahr mit rund 2000 Stunden entspricht dies Jahreseinnahmen von 6 Millionen Franken für einen einzigen Raum, nicht schlecht);
1900 Franken für die Anästhesie (was, ebenfalls hochgerechnet auf ein Arbeitsjahr mit rund 2000 Stunden einem Jahreseinkommen von 3.8 Millionen entspricht, brutto zwar, aber immer noch fürstlich);
die 4023 Franken für «Implantate und Spezialmaterial» hat die Klinik inzwischen von der Rechnung gestrichen. Das war angeblich ein «Tippfehler».
Sorry Leute, solche Horrorrechnungen versteht kein Mensch. Da bestellt man sich den Operateur ja besser ins Dolder Grand. Die Rechnung fiele inklusive Rundumbetreuung durch eine Krankenschwester geringer aus, und die Gefahr, dass man sich einen Krankenhauskeim einfängt, wäre ebenfalls gebannt. Man wundert sich lediglich, dass sich Politik, Medien und sonstige Sparexperten immer noch an den angeblich zu hohen Medikamentenpreisen festbeissen.
9. November 2013