Soll sich die Bevölkerung jetzt impfen lassen oder nicht? Wenn ja, dann muss das auf einfache Weise möglich sein. Kein Mensch vereinbart wegen einer Grippeimpfung einen Termin beim Arzt und hockt dann womöglich noch eine halbe Stunde im Wartezimmer herum, weil der Herr Doktor seinen Terminplan nicht im Griff hat. Die Begründungen in manchen Kantonen, warum Apotheker nicht impfen dürfen sollen, sind mehr als fadenscheinig. Kein Arzt erhebt eine halbstündige Anamnese, bevor er seinem Kunden den Grippeimpfstoff in den Oberarm rammt (noch wahrscheinlicher tut dies ohnehin seine Praxisassistentin). Entweder sind Impfungen so sicher und komplikationslos, wie BAG, Pharmaindustrie, WHO und andere Fachkreise beteuern, oder sie sind es nicht. Weil sie es offensichtlich sind, gibt es keinen einzigen plausiblen Grund, die Apotheker aussen vor zu halten. Ausser dem einen, dass die Ärzte (und mit ihnen eng verbandelte Regierungsräte wie im Kanton Zürich) sich strikte weigern, den Apothekern eine adäquate Rolle zuzugestehen. Bzw. nur dann die «Zusammenarbeit» suchen, wenn ihnen in ihren Praxisapotheke das Wundbenzin ausgegangen ist. Dann darf der Apotheker das Fläschchen halb auffüllen, und «bitte den Ärzterabatt nicht vergessen!».
Im Kanton Zürich will nun eine FDP-Kantonsrätin ein Postulat einreichen und auf diese Weise Druck machen, dass die Apotheker im Kanton Zürich doch noch Impfungen vornehmen dürfen. Was der Regierungsrat den Apothekern vor der SD-Abstimmung noch in Aussicht gestellt hatte, waren nämlich lediglich Schalmeienklänge. Jetzt trötet der Gesundheitsdirektor wieder mit der Musik der Ärzte und will nichts mehr wissen von der Impfung in der Apotheke. Vielleicht sollte er mal den neuen Pandemieplan des Bundes lesen. Darin wird die Impfung als wirksamstes Mittel zur Bekämpfung einer Pandemie eingestuft. Und da verhindern nun ausgerechnet die Ärzte, dass die Apotheker bei der Durchimpfung der Bevölkerung mithelfen?! Wir dachten, die Hausärzte seien jetzt schon völlig überlastet und müssten geschützt werden wie seltene Pflanzen!
Der Bund könnte etliche Millionen an teuren (und, wie die Erfahrung zeigt, mässig wirksamen) Werbekampagnen sparen. 1700 Apotheken wären Werbung genug, und die Apotheker würden die Impfungen ebenso sorgfältig und gewissenhaft vornehmen wie jeder Arzt. Nur dass die Impfung in der Apotheke sehr viel einfacher und kundenfreundlich wäre.
http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/uebersicht/mehr-druck-zum-stechen-1.18177941
7. November 2013