Informiert im Gesundheitswesen

Bedenkliche «Studie» von Santésuisse

Ein Märchen wird nicht wahrer, nur weil man es stets aufs Neue wiederholt. Das gilt auch für Santésuisse. Einmal mehr tischt der Krankenkassenverband den Medien anhand einer «Studie» die alte Geschichte auf, die Margen der Medikamente seien im Vergleich zum Ausland zu hoch. Doch der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen wird nicht vergleichbarer, nur weil man das Papier als «Studie» bezeichnet. Santésuisse sieht scheinbar selber ein, dass es Unterschiede in den Betriebskosten in den einzelnen Ländern gibt, behauptet aber, sie habe diese Unterschiede korrigiert. Wie sie das macht, bleibt auch dieses Jahr ein Rätsel. Dass zum Beispiel in Deutschland für die Personalkosten halb so viel aufgewendet werden muss wie in der Schweiz, ist offensichtlich nicht berücksichtigt worden.
Um ihre Theorie zu beweisen, wie enorm hoch die Marge in der Schweiz im Vergleich zum Ausland ist, nimmt Santésuisse als Beispiel den Preis von Aspirin Cardio. Diese Wahl ist zwar per se schon sehr tendenziös, aber sie zeigt sehr gut die Problematik des Ländervergleiches auf. Vergleicht man die Rangpositionen der Länder beim Aspirin Cardio mit dem Gesamtländervergleich (Abb. 6), so rutscht Holland vom zweiten auf den fünften Rang und Österreich vom vierten auf den ersten Rang. Die Marge ist somit gleich hoch wie die der Schweiz.
Solche Diskrepanzen interessieren aber unseren gewieften Studienverfasser in keiner Weise. Warum auch, es dient ja nicht der Polemik.
Allein dieser Vergleich zeigt auf, wie unseriös hier gearbeitet wird und wie schwierig ein seriöser lösungsorientierter Ländervergleich ist.
Auch ist das Weglassen der Mehrwertsteuer ist bei einem Ländervergleich nicht korrekt, denn die Mehrwertsteuer gehört zum Preis und ist Teil der länderspezifischen Unterschiede. Bezieht man die Mehrwertsteuer mit ein, würde dies so manchen Preisvergleich zugunsten der Schweiz verschieben. Es würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen, diese Thematik genauer auszuführen.
Des Weiteren wird zwar in der «Studie» aufgezeigt, dass der Markt gegenüber dem Vorjahr um 7.2% gewachsen sei. Aber es wird nicht darauf eingegangen, dass diese Zunahme auf den SD-Kanal zurückzuführen ist. Sich Gedanken zur SD im Ländervergleich zu machen, überlässt Santésuisse anderen. Dass Santésuisse sich für staatlich verfügte unterschiedliche Preise beim SD Arzt und in der Apotheke einsetzt, wiederspiegelt, dass Santésuisse keine Ahnung hat, wie die Marktwirtschaft funktioniert. Obwohl sie doch gerade bei der Einheitskasse immer vom freien Markt reden. Hier beweisen sie, dass sie keine Ahnung haben.
Wenn man den letzten Satz der «Studie» liest, merkt man schnell, dass hier wirklich alte Äpfel mit frischen Birnen verglichen werden. «Die Marktabschottung der Schweiz und die restriktiven Regeln vor allem im patentabgelaufenen Bereich führen eindeutig zu höheren Kosten», heisst es da. In welchem Zusammenhang das mit der Marge steht, bleibt ein Rätsel.
Ein Papier, das sich Studie nennt, sollte eine neutrale Begutachtung von Fakten sein, die vergleichbar sind. Landesvergleiche im Gesundheitswesen sind problematisch und schwierig, denn sie müssen gesamthaft angesehen werden. Die Weltverbesserer bei Santésuisse suchen sich aus jedem Land gerade das heraus, was ihnen am besten ins Konzept passt. Leider kann man wie in der Ökologie nicht einfach zum Beispiel nur die Insekten töten, weil die einen stören, sonst kommt nämlich das ganze System durcheinander.
Und wenn schon Vergleiche, warum vergleicht eigentlich Santésuisse nicht einmal die Löhne ihrer Funktionäre mit denen im Ausland? Man könnte auch mit einer Einheitskasse Geld sparen, dann müsste man solchen «Studienverfassern» keinen Lohn bezahlen.

http://www.santesuisse.ch/datasheets/files/201310221623092.pdf

Dr. Claus Hysek
Präsident IFAK Verein

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